fliegenpilz: kompakte magen-darm-kontrakte. bilder der gewalt. schon
bald anderthalb jahre im wald, doch als die erste warnung erging, traf
sie uns gänzlich unvorbereitet: morgens, neben dem bauwagen, fanden
wir eine lange eisenstange, drauf hatten sie frösche gespießt, vierzig
oder fünfzig stück, einige wanden sich noch, die ganze stange schien
sich zu winden. es sollten weitere warnungen folgen: trachtbache auf-
getan, schlimm füchselnder fuchs usw. – wir schluckten den pilz und
spritzten seelenruhig den schlachtraum aus. dachten: das können wir
auch. da spätestens übernahmen die bilder die macht. pilz-induzierte
schizophrenie. es lief ein tiefer riß durch den wald. hofbräu- und din-
kelacker-fraktion. fein säuberlich geschieden. raubbau hat dergestalt
abspalt im schlepptau. aphasien brocaschen typs. diesbezüglich min-
destens trüglich. doch schiedlich nach runge die runzen. wir sprangen
nackt in den unteren see und schnitten den schwan aus dem eis. alles,
was hing, hing kopfunter. und tropfte. schwärme von erdwespen folgten
uns nach. wir sammelten unseren urin und nutzten ihn erneut, in muska-
rinarmer zeit. warnungen und gesichte waren ununterscheidbar geworden.
wir hatten womöglich die seite gewechselt, gehörten zu denen und wuß-
ten es nicht. abends sang paul auf der tübinger straße: vom schalker
kreisel und von burschenherrlichkeit, vom jammertal welt. aber wehe,
man reichte ihm geld. das ließ man besser sein. fläschchen bier wurde
akzeptiert und gluckerte einfach so rein. von pauls ritueller stiefelver-
brennung war schon an anderer stelle die rede, von fichtes lorchelver-
giftung und vom schütteln der stiftung. seis drum. blättern wir um.
© Urs Engeler Editor
Aus: holzrauch über heslach
Urs Engeler Editor, Basel/Weil am Rhein 2007
mein absoluter favorit, immer noch.
habe seit tagen multiplen ohrwurmbefall durch das hier, vorzugsweise „PILZ-induzierte schizophrenie“ und „schwärme von erdwespen folgten uns nach…“ oh ulf.
gedichtmäßig ja auch wieder vom feinsten („schlimm füchselnder fuchs“ – geht es herrlicher?), nur ganz spürbar erzählender, nicht? ich glaube ja DAS hat die verkaufszahlen so beflügelt, nicht bloß das autobiographische gerücht. vielleicht ist ja auch beides ein und dasselbe, oder was denkt ihr so zu subjektivität in gedichten?
(spaß) aber danke auf jeden fall für das hier, alex. ich bin gerade motiviert und in jeder arbeitsvermeidenden phase am beats und gedichte hören. geht ab.
RAUBBAU HAT DERGESTALT ABSPALT IM SCHLEPPTAU