…so, der Theatertext ist so gut wie fertig, heißt jetzt „Diskrete Eskapaden. Lou Andreas-Salomé und Rainer Maria Rilke in Russland“. Hier noch ein paar lose ausgewählte Vierzeiler:
das rapsfeld
berappelt sich
wie schwarze pferde
zappeln
der igel
begräbt sich
für sein leben
gern
der moorboden
wackelt
wie ein dackel
mit dem schwanz
zwei ratten
paarten sich
und warfen
einen schatten
es ist
der tag
ins horn
zu blasen
in lieber Helbling, nachdem ich noch einmal zwei intime Tage mit dem Text verbracht habe, steht mir klar vor Augen, dass die tatsächlich wirksamste Annäherung an ihn von innen her geschehen muss. Äußere Umstände werden ihn kaum mehr zu erklingen bringen als er sich selbst – in klarer, rhythmisierter Performanz. Ich glaube, wir sollten deshalb unbedingt an der Idee des Repetitiven festhalten: Gerade die Vierzeiler eignen sich, wie mir immer mehr auffällt, sehr für mehrfachen, rhythmischen, teilweise auch gesungenen Vortrag (man könnte ja bspw. das zu Beginn spielende Instrument dafür immer wieder einsetzen). Das ist vor allem auch deshalb wichtig, weil man ja nie vergessen darf, dass wir mit dem Text zwar jetzt vertraut sind, es für das Publikum aber die erste Begegnung sein wird. Ich habe meiner Schwester, die wenig bis gar nichts mit Literatur zu tun hat, ein wenig vorgetragen und sie fand das Spiel grandios, aber erst, als sie die Zeit bekommen hatte, sich über die Prinzipien des Spiels Klarheit zu verschaffen. Eine Requisitenflut scheint mir daher momentan eher ablenkend zu sein – aber das wird sich ja dann bei euch ergeben. Anbei die aktuelle Version mit ca. einer Seite neuem Text, aber nach wie vor zu füllenden Lücken. Ich drücke und küsse dich innig, Tristan
Die Aufführungen in Fribourg sind gecancelt; der Text ist den projektleitenden Theologieprofessoren „zu literarisch“ und geht „zu frei mit den historischen Vorgaben um“ – eine reichlich humorlose Replik. Das Positive ist, dass er nun zwar erst deutlich später (2011/2012), dann aber mit Profis in Zürich aufgeführt werden soll.