session mit bildern (fragment I)

in einem dieser monate also, als du mit bösem blick in jede zweite ungeschälte birne bisst, gruppierten sich hinter deinem rücken wolken zu warnungen, züge fuhren durch rohe tunnel hinter deinem ohr und die ganze zeit lebte ein volk pelziger bienen in einer falte deiner hose. du warst gerade weg als die fraktalen körner vom parkplatz den park für die anderen zur dunkelheit einiger wüster monate machten. du gingst in den zweiten stock zu den leuten, deren wörter man langsamer, ungewaschener sagte.

und hinter dir tanzen die studenten und stampfen mit gin gedankenlos die fliehkräfte in den grund. es hat geregnet, die sonne scheint nur unterm laken. alle bringen sich freiwillig ums jahr und du kennst das und präsentierst die gebleichten, recycleten seiten deiner innerlichkeit, als würde keiner gucken. du weißt hinter der luftlinie im regen taumeln punker um die krumme lanke und baumleichen säumen die erdbeben- und erdbeergebiete auf dem weg zum bus.

du umgabst dich mit engelstrompeten und hunden, die glorie trat aus allen poren, als zum zweitausendsten tracking shot die erste bong die runde machte. die arme wurden hochgeklappt, der landwehrkanal schloss im hintergrund die augen, was kam war gut und folgte den beats einiger aufgescheuchter flügel am stadtrand.

in einem dieser monate also, als du überall hingst wie die kreuz- und querverschlüsse der umleitungen für tauben, schweine und müll, klopfte dir vielleicht einmal am bahnsteig ein obdachloser auf die schultern und du, du hattest nur augen für diesen haufen undokumentierter flamingos, die in diesem moment wegflogen, und geld daließen für ein paar schrippen beim bäcker. die treuere freundin zog als erste nach peru und du nähtest dir die anschlussstecker für ihre gitarre ins gesicht.

und die studenten verlassen ihre gebiete, du bist dabei, die studenten sind unruhig und gehen in die gay bar, weil sie lustig sind, werfen sich jonglierbälle und wasser ins gesicht. die wolken über der stadt sind schon wieder vereint und zwischen zwei fronten sperrt sich der ausgang zu einem tiefen sommer, in den zeitungen knistern die röhren zum meer, in denen das abwasser steht und wartet und singt. du weißt jetzt was status heißt.

vielleicht hat es sowas wie den sommer auch nie gegeben, vielleicht sind die bäume immer als erste abgehauen und der rauch war vielleicht sumpfig und roch nach zuhause, wie das unermesslich schmutzige gelbe boot auf dem dach gegenüber. vielleicht waren die tiere im zoo allesamt schon abhängig von einer droge, die du nur noch nicht kanntest, und die bestimmungen noch gar nicht eingeführt, anhand derer du an deinen grenzen schafe schießen ließt.

was es wohl gab waren umwege, vorteilhafte wechselkurse im gespräch und abgeschaute flügelspitzen benachbarter brandmauern, schlagzeugsoli in einem raum, neben dem die eltern mit verzahnten mienen joints rauchten und ihre kleider tauschten. wohl auch einen abend, an dem hinterm gasspeicher der rasen ausgerollt wurde, und vor der bank die schauspieler ihre waffen zückten.

aber eigentlich waren die monate zu lang, als dass du das, und den roten einbruchswinkel im laubendach und die millionen zigarettenstummel, die später ins lagerfeuer gekippt wurden, hättest beschwören können, zumindest nicht ohne danach, in völliger dunkelheit unter drei tonnen holz wie bekloppt über die seiten eines buchs zu fahren und zu weinen.

und die studenten zertrümmern die jam session, singen arbeiterlieder und werfen die würfel ins glas. die letzten tänzer sind besoffen und schreien den mann im ticketschalter vom mond an. die pelze der stadt fahren auf allen bahnen zurück, und du hältst das maul und fängst an dich zu verlieben, überlegst kurz und beißt dann, wenn keiner guckt, in eine ungeschälte apfelsine und fährst mit der zunge über ihre handwarme, orangene gänsehaut.

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2 Antworten zu session mit bildern (fragment I)

  1. Tristan Marquardt schreibt:

    Noch einmal mit lauten Worten: BLEIB DRAN. SCHREIB MEHR. DAS VERLANGT NACH FORTSETZUNG.

  2. Paula Glamann schreibt:

    linus, echt: und hinter dir tanzen die studenten und stampfen mit gin gedankenlos die fliehkräfte in den grund.da sind so verdammt gute sachen drin. und der text steht einfach so da und könnte die ganze zeit schreien, schreit aber nicht, setzt sich hin und erzählt: irgendwie gesetzt und klug. die bilder sind so geil eingesetzt, dass ich mich als leser überhaupt nicht frage: was soll jetzt die biene da? sondern es ist klar, dass das, was da steht, sich nicht sprachlich konkret erklärt, sondern über etwas spricht, das sich evtl nur lyrisch sagen lässt.und ein bestimmter ton (oder beat?) sie so kohärent macht, dass ich mich überhaupt nichts handwerkliches zum text frage.
    wie auch immer: ich finde auf diesem text steht fett linus und er macht genau das, was du, glaube ich, von lyrik willst und das ist geil!
    holy holy!

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