münchen-schwabing im frühjahr 2011 z.b, die augen zu, das
gelände abtasten. zu wenig wissen übers triebtier, instinktiv
innenleben, im visier. das interieur ausleuchten. erhöh die
pixelzahl, schraub das tempo runter, schau genau hin. was
da durchblitzt: ist das der takt des tags, nur noch folge von
räumen, das raffer, sichtlich in serie gegangen. nimm maß.
hinten links, ist das der motor, innerer schweinehund, spul
noch mal. das gerät hat so seine macken. dein kollege lacht.
macht dir beine, du musst gehn. dann überm gang, bedächtig,
hängt kaffegeruch aus einer halb geöffneten tür, „die wir uns
als durchgang dachten“, hatte wer noch mal gesagt, kein plan,
„einfach hier geradeaus und dann rechts“. kein geländer für
instinktdinge, hing zum hals raus. zeig her die zunge. sagte
dein gefühl anderes, benutzte andere worte z.b., hörte andere
stimmen. prekäres gebiet, fremde distinktion. „sie befinden
sich hier mitten auf dem marienplatz“, „kein durchkommen
mehr“, „bayrischer wald, unweit des schwabinger dschungels
– aber so unweit auch wieder nicht“. danke, das reicht. gehört
anderen sichtweisen an, oder -weiten, oder was genau, wirst
da nicht schlau draus. was triebtier. nein, -ding. nur dringlicher.
das ist nun eigentlich kaum mehr überarbeitung zu nennen, trotzdem hat mir der alte text als gerüst gedient, ca. 3 verse haben überlebt. mit der ursprünglichen version bin ich mittlerweile ziemlich unglücklich, da sie mir selbst als spielerei nicht besonders weit zu tragen scheint. wer noch mal reinschaun will, hier, interaktiv aufgeladen: https://gdreizehn.wordpress.com/2011/02/17/ohne-titel-9/
also erst mal das positive: die neue version ist sehr viel besser als die vorige, etliches funkeln. aber: einiges funktioniert immer noch nicht gut. es „ist so schwer zu erkennen“, woran das liegt, was genau auseinanderfällt. dazu immerhin ein paar vermutungen: das lyrische ich scheint von einer art ohnmacht besetzt, oder hilflosigkeit, vergeblichkeit, weiß nicht recht weiter, und die überträgt sich auf den text, sodass man als leser auch etwas hilflos zurückbleibt, ohne dass mans produktiv umsetzen könnte. dieser effekt kommt vielleicht u.a. durch die wiederholungen, die keine besserung bringen (also dem ich in seinem versuch, etwas zu erkennen). vielleicht schaut es doch nicht genau genug hin. weil auch die orte und personen hüpfen. es sucht wissen über das triebtier, findet aber umstehende, erste stimmen (wieso erste?), ihr, einen bürokollegen, einen nachbarn und verschiedene örtlichkeiten, gelände, gang, tür, durchgang, büro, balkon, geländer, treppe, platz, wald, dschungel. sowie anweisungen. nichts davon scheint diesem ich besonders hilfreich zu sein. dann hakt auch das zusammenspiel von augen zu/genau hinsehen, rucken und gehen/durchgehen, weil es nirgendwo richtig hinführt (nur in einen eher halbherzigen dschungel – als einzelne bilder/zeilen/sätze sind die „“ fast alle richtig großartig (beim harm hält es nicht zusammen, finde ich, der altertümelnde ton des ersten teils passt nicht zum zweiten, vielleicht zwei reden draus machen), aber sie schlackern hier etwas im gerüst, werden von der gedämpften stimmung eingetrübt. wahrscheinlich ist auch das merkwürdig unverbundene „ihr“ ein hinweis. weil man nur an dieser stelle sehr vage erfährt, dass eine konstellation von mindestens zweien vorlag (in einer zeit vor dem gedicht, auf der es gründet, die aber nicht mitgeteilt wird), die irgendwie aus dem ruder gelaufen ist, womit das ich jetzt hadert. das ist zu wenig, um nachvollziehen zu können, worauf sich die kommentare beziehen. da hängt man als leser in der luft. und noch eine kleinigkeit: „durch einen schmalen grad“ hinkt (überhaupt sehr viel „durch“). zusammenfassend vielleicht so: das gedicht zerfasert. es hat sich nicht entschieden, wovon es sprechen will. zu viele heterogene bezüge. mehr konzentration täte not.
noch ein gedanke: die instinktdinge (tolles wort! besonders schön zum geländer :). die bleiben zu unklar. welche art instinkte sind gemeint? mord und totschlag, rache, wut, reue, liebe, sex, fluchtreflex .. da schwingen zu viele kandidaten mit, sodass die bezüge nicht oszillieren, sondern verschwimmen, schmieren. irgendwie ist alles gleichzeitig gemeint, aber das bringt hier leider keinen poetischen vorteil, wirkt eher wie ein fuchteln gegen gegner aus einer anderen dimension, weil nur im kontext vorhanden, nicht im text selbst. eigentlich auch ein hübscher gedanke: man folgt den anweisungen, ohne zu wissen, wohin sie einen führen, gerade weil man was rausfinden will, aber eben noch nicht mal weiß, was. jej, und dann wird er wieder nur in den dschungel geschickt, dieser ichritter von trauriger gestalt, und hat weder klepper noch knappen ..
hab vielen dank für die ausführliche replik, die hat mir noch mal klarheit verschafft über meine eigene unsicherheit. das ist so ein komisches gefühl, wenn man denkt: das prinzip stimmt, aber irgendwie packt mich die umsetzung nicht, es fehlt dieses yes-gefühl beim lesen. hab mich also heute noch mal dran gesetzt und es ist ne menge passiert. damit ein vergleich möglich ist, hier das update 1.0 von vorgestern:
münchen-schwabing im frühjahr 2011 z.b., die augen zu, das
gelände abtasten. zu wenig wissen übers triebtier, „das ist so
schwer zu erkennen auf diesen recordern, auch bei erhöhter
pixelzahl“, dann kurz aufmachen, halt suchen und finden. dreh
die zeit zurück, schau noch mal genau hin. die umstehenden
rückten näher, ging ein ruck durch, warst du teil davon oder
erhoben sich erste stimmen: „es obsiegte der harm, ihr hättet
schneller sein müssen“, „rieb metall an metall“, „überm gang
hing kaffeegeruch aus einer halb geöffneten tür, die wir uns
als durchgang dachten“. noch ein ruck. dein bürokollege lacht,
du hälst inne. beine machen, wieder gehn. noch es ist es ruhig
auf dem balkon, das denkst du dir als knotenpunkt für stille. als
triebtier von innen her, geländer für instinktdinge. „sie gehen hier
einfach geradeaus und dann rechts“, die treppe. sagte dein gefühl
etwas anderes, benutzte andere worte z.b., die augen zu. durch einen
schmalen grad ließ sich erkennen, dass dein nachbar, das tat er immer
wieder, durchblicken ließ, „was teuer zu stehen kommt, im falle einer
ummeldung“, „befinden wir uns hier direkt auf dem marienplatz“,
„und der bayrische wald beginnt unweit des schwabinger dschungels.
aber so unweit auch wieder nicht“, oder nicht hier, außer sichtweite.
letztlich hat mich die große diskussion am mittwoch, insbesondere über die distinktionsmöglichkeiten und das triebtier, nun doch bewogen, noch mal einiges zu ändern. auch um ricks wunsch zu entsprechen, hier zum vergleich noch mal das update 2.0:
münchen-schwabing im frühjahr 2011 z.b, die augen zu, das
gelände abtasten. zu wenig wissen übers triebtier, chronisch
innenleben, im visier, das interieur ausleuchten. erhöh die
pixelzahl, schau noch mal genau hin. was da durchblitzt, ist
das taktung des tags, nur noch folge von räumen, das raffer,
augenscheinlich in serie gegangen. nimm maß. hinten links,
ist das der motor, schweinehund rückseitig, spul noch mal.
das gerät hat so seine macken. dein kollege lacht. macht dir
beine, du gehst wieder. dann überm gang, bedächtig, hängt
kaffegeruch aus einer halb geöffneten tür, „die wir uns als
durchgang dachten“, hatte wer noch mal gesagt, kein plan,
„einfach hier geradeaus und dann rechts“. kein geländer für
instinktdinge, hing zum hals raus. zeig her die zunge. sagte
dein gefühl anderes, benutzte andere worte z.b., hörte andere
stimmen. prekäres gebiet, kaum distinktionsmöglichkeiten.
„sie befinden sich hier mitten auf dem marienplatz“, „kein gps
kommt da durch“, „bayrischer wald, unweit des schwabinger
dschungels – aber so unweit auch wieder nicht“. danke, das
reicht. gehört sichtweisen an, außer sichtweite, wo war das noch,
wirst da nicht schlau draus. triebtier von innen her, nur dringlicher.