der stoff über den arglosen flugzeugen
fraglich wo das ufern soll
ich schaue von weiter weg
die unmögliche vorstellung
das wäre derselbe regen
konturen eher als säße man am tisch
bloß um zu warten dass aus der ecke jemand
eintritt oder irgendetwas
die glieder nimmt in paaren
(verdunkelung) rechts links
verstellte gleichheit
also stellen sie sich einen bovisten vor
durch den der wind geht
die sporen bezeichnen mein haus
durch berührung oder im vorbeigehen
kleines zwinkern von einem
schwer beladenen dichter im cape
er hat zu tun
ich habe gelernt einen luftfetzen zierlich zu betrachten
im boden der stube such ich nach tieren
gleichnis für meine beine
die härchen zwischen denen die stille wächst
aber das scheint nur so
eigentlich habe ich immer gründe gefunden
in meine augenwinkel nicht reinzugehen
ich habe mich aus gutem grund
nie allzu weit von diesem haus entfernt
nur kurz: ich mag die vorletzte strophe sehr. und das auch, weils hier endlich konkret wird. was davor kommt, kann ich nicht wirklich grundsätzlich kritisieren, aber es bleibt mir irgendwie fern, so durch ein milchglas. exemplarisch vielleicht der schluss: dieses haus – welches haus?
das haus kommt ja in der dritten strophe schon mal: „mein haus“ unter dem wandernden pilzhut.
ich finde der milchglas-vergleich triffts ganz gut, aber das fransige, fragmentarische an den einzelnen strophen und die wabernden sprünge, werden für mich alle vom titel aufgefangen. ort- und zeitlosigkeit ganz oben auf der palme, schlaflosigkeit.
allerdings komme ich nicht darüber hinweg, dass die letzten beiden strophen absolut packen und schon sehr sehr wach sind.
das erweckt ein bisschen den verdacht, der text täuscht am anfang eine gewisse schläfrigkeit und umherwandeln vor und arbeitet aber eigentlich auf die erkenntnis in den letzten beiden strophen hin, die dann richtig reinhaut.
ich fasse zusammen: ich finde den text super, finde form und fransen rechtfertigt sich über den inhalt und der ablauf von der schattenwelt zu einer bestimmten einsicht gefällt mir;
aber: ich weiß nicht, ob ich das gefühl loswerden kann,dass du mit dem fransen so ein bisschen um deinen eigenen text rumtänzelst, eine fantasievolle, surreale stimmung produzierst, die als haltung ein bisschen traumtänzerisch tut, aber gleichzeitig mehr sagen könnte (evtl. das motiv noch auf der suche zu sein zu stark bedient) und die starken bilder durch diese atmosphärik ein bisschen verlieren.
da ist der verdacht: der text ist gut, aber irgendwie schlummert da noch was, das raus kann und ein bisschen weggesperrt bleibt.
Es geht mir ein bisschen wie Paula am Ende ihres Kommentars. Der Text kann mehr. ich glaube auch, das Problem mit den ersten beiden Strophen liegt an ihrer Schwammigkeit. z.B. die Zeilen 3-5 „ich schaue von weiter weg // die unmögliche vorstellung // das wäre derselbe regen“ Da werden drei Zeilen für eine Beobachtung verwandt, die mir am Ende nichts sagen kann. Der Konjunktiv zerschlägt mir die Möglichkeit eines klaren Bildes (welches das Gedicht auch brauch, wenn es insomnia heißt). Es ist mir zu viel pirouette und zu wenig auf-den-punkt. Das geht dann so weiter mit dem „eher“ und dem „jemand“ der da eintritt oder auch nicht und „(verdunkelung) rechts links // verstellte gleichheit“. ich würde gerne wissen, was hier eigentlich beschrieben wird – gar nicht so sehr als konkrete aussage, sondern dass hier irgendETWAS beschrieben wird. mir bleibts in den ersten beiden Strophen irgendwie milchwurst. unklar.
Die letzten beiden Strophen sind dagegen (wie Paula sagt) von einer bemerkenswerten sprachlichen und inhaltlichen Klarheit, Prägnanz und… Schönheit. (vielleicht bis auf die Strophe: „aber das scheint nur so“ – muss das denn WIRKLICH da stehen?). Wobei die letzte Strophe , eine sehr klassische letzte Strophe, ist schön, aber fällt doch sprachlich etwas aus dem Fluß (schon durch das resümierende „eigentlich“). Wie wäre es mit:
„ich habe immer gründe gefunden
in meine augenwinkel nicht reinzugehen
aus gutem grund habe ich mich
nie allzu weit von dieser höhle entfernt“
Aber darauf müssen die ersten beiden Strophen hinarbeiten. Oder beide werden eine (Straffung und Klarifizierung würde ja schon helfen). Oder, was ich auch probiert habe, die letzte Strophe steht mal am Anfang und du schaust, was dann passiert. dann vielleicht sogar wieder mit dem „eigentlich“, weils dann nen interessanter Auftakt ist.
bruder, eine hommage an Alisanka, den weiten.
auch ich liebe die vorletzte strophe und schreibe sie an die wand in dem haus, in dem gerade ankomme.
ich würde es gern mal von dir vorgelesen hören – vor allem im oktober.