kragen.stahl.sakral.

es fühlt sich an, wie wenn sich
nachmittags ein sekretär trifft:
die drogerien schließen die äug-
lein und der wasserfall versohlt

eine sonate in d-moll mit lausiger
vorderhand. maria, joseph und
das kind stagnieren links der
kletterpflanze, während traurige

döschen im fenster eingebettet
werden, mit gespür für belange.
die wüste ist im grunde ein park-
platz für dinge, die anderswo

untergingen. dein dackel schleift
kataraktisch spuren um die häuser,
stößt laternen in scherben. nur die
erzählungen, auf die ist verlass.

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2 Antworten zu kragen.stahl.sakral.

  1. Tristan Marquardt schreibt:

    find ich eher einen schwächeren vertreter aus der reihe, zu viel effektmaterial: äuglein, versohlt, d-moll, lausig, maria & josef, traurige döschen, scherben..

  2. Ilja Winther schreibt:

    ich dachte mir, dass du den text nicht magst. obwohl ich von diminutiven, maria und joseph usw. eher behaupten würde, dich stört die lieblose, distanzierte ironie mehr, als die tatsache, dass es sich um effektmaterial handelt. wenn du so willst, sind ja alle texte der reihe auf effekte gebaut, nämlich knallige bilder (gemischt mit banalen), während die haltung eher eine staunende, versunkene ist, was hier nicht der fall ist.

    das hat jetzt weniger mit deinem kommentar zu tun, ich will das nur kurz loswerden: man macht es sich natürlich natürlich ein bisschen einfach, wenn man so viel von „haltung“ redet, wie vor allem linus und ich das in letzter zeit tun. vor allem scheint das ein schwieriger begriff, wenn es sich um texte handelt, aus denen sich jedes textsubjekt zurückgezogen zu haben scheint oder diese wechseln (was ich immer wieder versuche). bei „äuglein“ kann man aber vielleicht an einem wort deutlich machen, was haltung sein kann, ohne sich auf glattes eis zu begeben. hier wird etwas verniedlicht, ja, man kann das sogar uneigentliches sprechen nennen, weil die „richtige“ möglichkeit den gegenstand als „auge“ zu benennen, dem immer anhaftet (es gibt keinen kontext, wo etwas richtiger weise nur als „äuglein“ bezeichnet werden kann). hier ist der betrachter dem betrachteten überlegen, macht im sprechen nicht nur die wahlmöglichkeit zwischen verschiedenen bezeichnungen deutlich, sondern wählt auch noch die den gegenstand am kleinsten machende.

    was ältere texte von mir (und natürlich auch von dir) auf eine art unsympathisch gemacht hat oder hat scheitern lassen, war, dass sich durchgängig oder aber neutralere stellen radikal brechend, eine haltung gegenüber dem verhandelten eingenommen wurde, die stets – ohne erkennbaren grund – eine überlegene war. ich habe also permanent eine höherstehende instanz konstruiert, auch und gerade gegenüber dem personal der texte, die wiederum, und hier beginne ich das im rückblick erst problematisch zu finden, suggeriert, es gäbe eine alternative zu der im text erlebbaren kontingenz, den widersprüchen und dem fehlen von kohärenz, so als beträfe das z.b. diejenigen, die bei einer lesung dann darüber lachen, weil sie sich durch das lachen auf die sichere seite der überlegenen distanz retten könnten.

    daraus nun aber zu schlussfolgern, es ginge darum, ironie, distanz, banalitäten und lächerlichkeiten aus gedichten fernzuhalten, ist ja auch quatsch. wo kämen wir denn da hin, außer in eine sehr eng gefasste romantik? ich glaube, es gilt vielmehr, das als mögliche wahrnehmungsmodi zu integrieren, als diese z.b. durch eine tendenziell melancholische haltung zu ersetzen, die ähnlich nicht-gerechtfertigt und alternativlos bleibt wie eine „überlegene instanz“ wie ich das z.b. bei einem text von lea kritisiert habe, der mir als eine extremere form dessen erschien (ich will mich natürlich nicht von dem g13-grundsatz entfernen, texte nach ihrem anspruch und ihrer poetik zu besprechen, halte es aber für so längere erörterungen einfach am schönsten und naheliegend, g13-texte als beispiele zu nehmen). also: ironie und banales als möglichkeit und nicht als andere haltungen brechend! – da stimmst du, tristan, mir ja sicherlich zu.

    nur kurz: was ich in diesem gedicht versucht habe, war, einer bestimmten „haltung“ in der verhandlung von wirklichkeit mit dem letzten satz eine mehrdeutigkeit gegenüberzustellen, mehrdeutig insofern, als nicht klar ist, worauf „erzählungen“ sich bezieht. aber das ist vielleicht gar nicht so wichtig wie der versuch, konsequent und alternativlos einen ton zu entwickeln, der immer das gleiche mit den gegenständen macht, was einerseits enttäuschend und uneigentlich ist, andererseits aber auch irgendwie schön. finde ich zumindest.

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