johannes agnoli

meiner alten universität
nähere ich mich
mit dem rücken voran

an den gärten vorbei
die ich enteignet habe
vor einigen jahren

mit einer attitüde
die mich größer macht
als spektakulärer herbst

überliehene bücher
in meinem rucksack
gute pflastersteine

Dieser Beitrag wurde unter Max Czollek, TEXTE veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

10 Antworten zu johannes agnoli

  1. Max Czollek schreibt:

    mein abschiedstext zum diplom.
    OSI, das wars fürs erste :)

  2. Jan Kuhlbrodt schreibt:

    einmal hab ich ihn vortragen gehört. zum anlass der neuausgabe von „transformation der demokratie“ anfang der neunziger. glückwunsch und viel spaß mit diplom. diplomspass zuzusagen

  3. Paula Glamann schreibt:

    wer ist der knoblauch johannes? hm, schon n bischen privatlyrik oder? so richtig wild sind die bilder auch noch nicht, find ich.

    • Max Czollek schreibt:

      nun: der titel öffnet demjenigen, der agnoli kennt eine weitere ebene; derjenigen, die das OSI kennt noch eine weitere (da steht seit einem streik „johannes-agnoli-institut“ am hauptgebäude); aber der text ist doch auch so verständlich, oder?! (nicht zuletzt wegen der einfachheit der bilder) privatlyrik also in dem sinne, das es mit meinem studienort zu tun hat. aber sonst scheint mir der text durchaus zugänglich zu sein.

  4. Tristan Marquardt schreibt:

    ich mag ja die einfachheit des textes. er will nicht viel, kann das aber gut. mal abgesehen von der titelproblematik, über die ich mich aber schon so oft ausgelassen habe, dass ich hier schweigen kann bzw. muss – gedicht mit googlezeigefinger ist einfach nicht so meins.

  5. Tabea Xenia Magyar schreibt:

    eigentlich sind gedichte mit googlezeigefinger sozusagen das moderne brockenhausspiel. man rate die bedeutung und schaue dann auf wikipedia nach. gedichte mit pädagogischem fingerzeig.

    • Max Czollek schreibt:

      ja. das stimmt. aber ich verstehe die kritik nicht. das macht doch nur sinn, wenn der text sich sonst nicht erschließt. das tut er aber. und die wissenslücke, die einen zum google treibt, ist doch nicht selbstverständlich. hinter dieser vermeidungstaktik jeder unverständlichkeit eines titels liegt doch immer nur eine bedeutungslose poetik (hihi) oder die narzistische kränkung, etwas nicht gleich zu wissen. das gegenteil davon ist, wie richard duraj schon an anderer stelle sagte, eine lyrik, die auch für grundschüler verständlich ist, oder anders: eine lyrik, die sich an einer art wissensmainstream (hegemonialer diskurs) orientiert. und das ist doch blöde…

  6. tom schreibt:

    ein schönes gedicht, weckt emotionen bei mir… nach paarmaligem durchlesen hat es mich für ein kurzes gedicht inspiriert, so:

    unsrer alten unversität
    gärten vorbei,
    nähern sich
    wanderherbst jahre
    unsrer pflastersteine;
    bücher regungslos
    überliehen
    enteigneten uns
    den rücken; und
    rührten uns im nebel
    unspektakulär-lieb.

  7. Ilja Winther schreibt:

    also, den kommentar von duraj zu grundschullyrik kann ich immer noch nicht nachvollziehen. das ist polemik, die mit der diskussion, die wir geführt haben nichts zu tun hat. es ging doch bei unserer diskussion nie um mehr oder weniger wissen, sondern um die funktion der referenz, wo z.b. verschiedene historische kontexte vermischt werden und wie das getan wird und auf der andere um lyrik, die unmittelbarer und selbstreferentieller mit sprache arbeitet. ich kenne ehrlich gesagt auf diesem blog kein gedicht, dem man vorwerfen könnte, es arbeite nur mit hegemonialem wissensmainstream, sei grundschultauglich und beabsichtige irgendwas mit allgemeinverständlichen referenzen. diesen ansatz hat nun wirklich keiner von uns und ich wüsste nicht, was es bringen sollte, weiter grundschullyrik als konstruiertes „feindbild“ in der diskussion um referentialität zu haben, ohne beispiele für grundschullyrik. warum du das jetzt wieder aufgreifst, max, ist mir also unverständlich.
    ich glaube unabhängig davon, dass jeder versuch allgemeinverständliche lyrik zu schreiben scheitern muss, so lange man davon ausgeht, es gäbe referenzen, die alle kennen und verstehen. welche referenzen sollen das sein? ich behaupte, man könnte, wenn man unbedingt über „grundschullyrik“ reden möchte, diese nicht an dem wissen, das in ihnen verarbeitung findet, definieren, sondern höchtens an der art, wie dies getan wird. sonst müsste man ja vorher einen wissenskatalog festlegen und das der allgemeingültig ist, müsste man erst mal nachweisen. ich behaupte, den gibt es nicht.
    natürlich gibt es „sag nö zum milieu“-lyrik, aber die findet man weder bei g13 noch ist die für alle menschen verständlich.

  8. Max Czollek schreibt:

    lieber ilja, eine späte replik zu deinem kommentar. lass uns versuchen, das gegenseitige misverstehen produktiv zu halten, damit es zu etwas führt. natürlich hat die meiste lyrik auf diesem blog nicht einmal das problem, sich mit der frage von referenzialität im titel auseinanderzusetzen, weil sie historische referenzen schlichtweg vermeidet. das ist kein argument, was du da bringst, sondern ein symptom und demonstriert doch nur meinen punkt: texte, deren referenz eine wie auch immer geartete subjektive evidenzerfahrung verarbeitet (alles zum körper, zu gefühlen, zu beziehung) und alles, was sich als nicht-bedeutungslyrik versteht (das „experimentelle“ schreiben) hat das problem eines rudimentären wissensbestandes über die referenz einfach nicht. bzw., eine verstehenslücke fällt nicht auf, da das verständnis im einen fall durch das subjekt stabilisiert wird (also: das gefühl mag ich nicht kennen, diese körper erfahrung mag mir fremd sein, aber ich (er)kenne dahinter den autor und gehe mal davon aus, das ist von bedeutung für ihr/sie) und im anderen fall durch das verfahren, welches ja immer irgendwie angenommen werden muss.

    diese beiden schreibweisen nun einfach mit einem auch an historischen schichten interessierten schreiben zu vergleichen, ist nun aber nicht so ohne weiteres möglich. die wissensbestände sind andere. und die frage bleibt dann: was passiert, wenn der/die rezipient_in sie nicht gleich versteht („johannes agnoli“)? warum löst das immer die gleiche form der empörung aus (narzistische kränkung)? und führt die kritik an der (historischen) referenz nicht entweder in die abwahl des themas, also dem ende des historischen im gedicht oder eben zu einem schreiben, welches so einfache referenzen verwendet, dass mit großer wahrscheinlichtkeit davon ausgegangen werden kann, dass sie die meisten leute verstehen?

    ich erlebe das so, dass in vielen arbeiten gegenwärtiger lyrik um die geschichte v.a. des 20. jahrhunderts und deren kontinuitäten ein großes thematisches vakuum entstanden ist. ich denke, dafür lassen sich gute gründe finden. und es ist nicht verwunderlich, dass einige maßstäbe für das schreiben (z.B. keine externen referenzen) eben jenes vakuum integriert haben und reproduzieren. aber gerade darum bin ich jenen maßstäben gegenüber mistrauisch. sie scheinen mir doch deutlich auf einen konsens der verdrängung gerichtet.

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