der bus hielt in bedenklicher schieflage. vor
dem objektiv der fenster ließ jemand die
überpinselten kulissenteile einrasten.
geparkter lastwagen im laternenspot. auf einer plane der
schriftzug hamburg. wie ein bei räumung
vormaliger szenen vergessenes requisit.
von reihen in den wind gelehnter pfeiler
funkelte draht. dessen klingen verrieten:
man hatte das land noch gar nicht verlassen.
(für Jan Wagner)
anmerkung: der text ist eine bearbeitung von jan wagners „hamburg-berlin“, dem titelgebenden gedicht für seinen band „probebohrung im himmel“: http://lyrikline.org/index.php?id=162&author=jw00&show=Poems&poemId=1066&cHash=1cda964e77
max, der punkt in der ersten zeile geht gar nicht! zieh das „vor“ und das „die“ jeweils eine zeile runter oder erlaub dem text mehr ambivalenz und mach den punkt ganz weg ;)
ansonsten: was für ein durch und durch wagnerischer text. liest sich irgendwo zwischen abgeklärt und unheimlich – soll heißen: gefällt mir!
Hallo max, mal von weit draußen….
Ja, gefällt mir auch, weil der text ziemlich genau eine wahrnehmungsartundweise dieser art text beschreibt, und mich doch nach dem standpunkt fragen lässt, den man hier einnimmt als leser als text als autor = fenster (hinter glas), kulissenteile etc. bis zu jemand, ein ausdruck einer anonymen macht, der mich immer in gedichten oder anderen texten nervt, hier natürlich passend ist…
Ja, schön und gut, der text stellt dies nur dar (mit einem leichten anklang von zurückgeholtwerden.) Nur habe ich das gefühl, dass es bei dieser art texte, auch im wagnerschen (trotz probebohrung der windräder), hauptsächlich darum geht schöne überraschende bilder ins gesamtbild zu werfen, kulissen einzuschieben wie bei bühnenbildern, – hui, jetzt kommt wieder was tolles, ein guckkasten, an dem man mit der kurbel weiterdreht und dann kommt der schluss und der ist natürlich die krönung – einen mehrwert allerdings, außer, das ist jetzt aber besonders schön gesagt, gewinne ich keinen, werde weder an die begriffe noch an die dinge näher herangeführt; Wie kann man diese kulissen wieder in bewegung setzen oder entlarven…? Das fände ich spannend.
Natürlich, ich weiß, das ist nicht sinn der übung hier….
Grüße vom land
Lieber Markus,
danke für den Kommentar. Die Simulation des Wagnerschen Gestus war sicher ein Hauptanliegen des Textes. Darüber hinaus interessierte mich die Thematik des Reisens als eine der Bewegung, die aber über bestimmte Assoziationsräume (lyriktradition, deutsche Sprache & Geschichte) zurückgeholt werden in ihren Ursprung und eine Reise als Annäherung an den anderen Ort vielleicht gar nicht ermöglichen. DAbei steht neben der Wagner-Simulation meiner Meinung nach der Stacheldraht zentral in diesem Text, mit dem das Verschwinden der Andersheit eines Ortes am anderen Ende der Welt in dem traumatisierten Blick des lyrischen Ichs andeutet.
Dabei stelle ich mir in meiner Lyrik nun schon seit einer Weile die Frage, inwiefern die deutsche Sprache mit nicht durch eine Art Imperativ formuliert wird, in dem die eigene Geschichte so bestimment ist, dass eine Erzählung vom anderen schon aus diesem Grund scheitert. (parallel dazu liefen dann natürlich so Dinge wie der kollonialer Blick einer Reise durch Kolumbien, den ich in diesem Text nicht thematisiere, weil der Text gar nicth durchdringt bis zu dieser Ebene der Wahrnehmung des Anderen)
So weit vielleicht mit Gruß aus QUito!
max
lieber max,
schöner text!
stimme lea zu. die zeilenumbrüche stören mich dabei, die bilder aufzunehmen, ich finde, sie schwächen den text.
aber: eine kritik am kollonialen blick durch ein nicht thematisieren zu thematisieren scheint mir (hier) nicht aufzugehen!!
grüße! und grüße! genieß deine reise!
rike