die es am wenigstens verdient hatten,
bekamen myrrhe. schmerzhaft im tages-
licht: ganz unbeobachtete schlangen von
menschen. unter tausenden von öfen
lagen hassschriften und gifte ohne spucke.
halb beschwerte lappen stürzten aus
schwebebahnen, was schlimm wirkte
und einfach. im magen bog einer immer
schräg ein, pralle wolken hoben straßen
an, wo die geräusche schutzlos sind.
bitte, sagten sie einander eng, reichten
hände reihum, tausende reißleinen, hier,
die stadt ist mundfaul und zu, die wände
lassen sich ungesittet wölben. widerstand
kann aus langeweile wenn keiner schaut.
daniela hat mir mal so halb zum vorwurf gemacht, meine texte seien so u-,o- und ö-lastig. ich bin dem jetzt mal auf den grund gegangen und habe fünf texte von mir mit ungefähr der gleichen textmenge von lea verglichen. und -ha!- ich habe zwar einen deutlichen höheren anteil von ö’s, gerade bei den u’s übertrumpft mich lea aber deutlich und auch bei den o’s steht sie nicht schlecht da. hier die ergebnisse (die summen bezeichnen das durchschnittliche vorkommen der jeweiligen vokale auf hundert zeichen, wie bei lebensmitteln also. gezählt werden nur laute, die phonetisch auch als kurzes oder langes [o] usw. realisiert werden):
ö bei ilja: 0,3363 / ö bei lea: 0,1844
o bei ilja: 1,3664 / o bei lea: 1,8211
u bei ilja: 1,6817 / u bei lea: 2,1208
bei meinen ö’s ist das löbnitz-gedicht natürlich ein klarer faktor, lea punktet dagegen bei den o’s mit viel „foto“ und geschickten kombinationen wie „post hoc ergo propter hoc“, ihre gute platzierung bei den u’s hängt u.a. mit dem häufig gebrauchten „du“ zusammen. wie die einzelne laute inszeniert werden (z.b. „pinneberger schlotzen ganze eschenhölzer“) ist allerdings wieder eine andere frage.
wundervoll :D magst du den klappentext für meinen debütband schreiben?
„Dieses Buch enthält (pro 100 Zeichen):
u: x,xx
ä: x,xx
ö: x,xx
Brennwert: x,xx
Durchschnittlicher Tagesbedarf eines Erwachsenen: x,xx
Verzehrempfehlung: Nicht mehr als 20 ä’s pro Tag. Überdosierungen können zu Kopfschmerzen, Realitätsverlust, undeutlicher Aussprache und Verwirrungszuständen führen. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Buchhändler oder Verleger.“
außerdem: wo sind denn da die ö’s bei mir her? ich kann mich bewusst an kein einziges erinnern.
mir scheints da noch ein paar ungereimtheiten zu geben:
– das „ganz“ in vers 3 kommt mir etwas unmotiviert vor und fügt dem bild rhythmisch wie inhaltlich kaum mehr zu als ballast zu
– dann die dopplung von „von“ in der ersten strophe, finde ich auch ungelenk
– ebenso die vielen nachsätze: „und einfach“, „wo die geräusche schutzlos sind“ (überhaupt: warum der bestimmte artikel und vorher die unbestimmten straßen? und warum plötzlich präsens?), „und zu“, „wenn keiner hinschaut“ – das ist mir mindestens einer zu viel
– ebenso die vielen schweren adverbe und adjektive: „schmerzhaft, „unbeobachtet“, „tausende“, „schlimm“, „pralle“, „schutzlos“ „mundfaul“, wieder „tausende“ und „ungesittet“ – die haben mir zu sehr aufpeppfunktion
– und dann am schluss plötzlich der einzige ungrammatische satz, dem dann gleich noch ein komma fehlt – auch das scheint mir zu unmotiviert
insgesamt führt das dazu, dass ich den text ein bisschen sperrig finde, weder griffig, noch den griff verweigernd, zu konstruiert, um wirklich konstruktiv zu sein in meinen augen. also überarbeitenswert und -würdig.