Klagelied

Dies ist ein Klagelied
Von einem Tagedieb
Der etwas besser weiß
Etwas das jedenfalls
Besser verteilt gehört
Jedem von uns gehört
Jedem von euch gehört
Und darum geht's:

[Refrain]
Pandemie heißt fun für niemanden
Und darum hört der Spaß hier auf
Gebt den Impfstoff frei für alle Welt
Sonst hört der Nicht-Spaß niemals auf
Oder denkt wenigstens
An ein wenig Gerechtigkeit
Verteilt was ihr produziert
Gebt den Impfstoff frei für alle Welt
Wir wollen nicht was sonst passiert

Dies ist ein Klagelied
Von einem Tagedieb
Der im politischen
Diesem fast hehren Sinn
Bisher geschwiegen hat
Bis es auch ihn betraf
Bis es auch euch betraf
Und darum geht's:

[Refrain]

[Bridge]
Dieses Anklagelied
Von einem Tagedieb
Klagt sehr wohl jene an
Die es sich leisten können
Impfstoff zu produziern
Und ihn einzuquartiern
Während um sie herum
Der Rest der Welt tot fällt um

[Refrain]

Dies ist ein Klagelied
Von einem Tagedieb
Einem der singen will
Aber nicht spielen kann
Eine Begleitung wär
Was ich mir fast noch mehr
Wünschen würd wenn ich könnt
Diese Strophe ist des Löschens wert
___________________________________

Hier auch gesungen:
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Lyrische Neujahrsansprache

Literaturliste (bei obigem Link auch als pdf):

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10 Jahre G13 – Das Fest

Lesung & Party | Lettrétage Berlin | 30. 11. 2019 | 20 Uhr | Eintritt frei

Mit Texttreffen in privaten Wohnzimmern ging es los, es folgten dieser Blog, gemeinsam entwickelte Bühnenformate, kollektiv verfasste Texte, drei Publikationen, fünf Touren durch den deutschsprachigen Raum und viele weitere Auftritte – jetzt feiern wir 10-jähriges Jubiläum. In der Lettrétage, wo 2011 unser erster Auftritt stattfand, lesen wir ein Best- und Worst-Of Texten der letzten zehn Jahre, zeigen schönes und kurioses Archivmaterial und laden anschließend ein zu Sekt und Party.

Es lesen u. a. Rebecca Ciesielski, Max Czollek, Paula Glamann, Anna Hetzer, Tabea Xenia Magyar, Alexander Makowka, Tristan Marquardt, Maria Natt, Rike Scheffler, Lea Schneider, Linus Westheuser, Ilja Winther und Nele Wolter.

Herzliche Einladung!

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Sommerloch 2019

in pfaffenhofen bricht ein unbekannter zweige von einem strauch, die polizei hat den fall an die zweigstelle für sachbeschädigung weitergegeben. hauptkommissar hubert schneider kommentiert, immerhin habe es sich um einen stattlichen oleanderbusch gehandelt.

im nachbarland machen schafe jagd auf deutsche urlauber. einige tage vorher pinkelt ein wanderer illegal in einen österreichischen forst und trifft ein wespennest. in welche richtung also sollten die intelligenten grenzkontrollen eingerichtet werden?

bei lübtheen brennen vierkommadrei quadratkilometer ungenutzter nutzwald, der ein altes munitionslager überwuchert. sein inhalt wurde von den alliierten erfolglos versprengt wie innenstadtbunker. man kann das in berlin riechen als geschmolzenes plastik.

in den alpen schmelzen die gletscher, geben soldaten frei, zeugen eines kalten jahrhunderts. zweitausendneunzehn wird ein mensch mit französischem tränengas vergiftet, treibt tags darauf in der loire. ist das nun die zukunft, von der alle sprechen?

und das mittelmeer, das mittelmeer, was blieb ungesagt bislang, außer, dass es eine schande ist und besser wäre, die ganze fläche friert zu. stattdessen klaffen diese löcher im sommer und ich frage: dass merkel bei der nationalhymne zittert, ist das ein zufall?

der strauchdieb wird sich vor gericht wegen sachbeschädigung verantworten müssen. im strafgesetzbuch heißt es: „wer rechtswidrig eine fremde sache beschädigt oder zerstört, wird mit freiheitsstrafe bis zu zwei jahren oder mit geldstrafe bestraft.“

und weiter: „ebenso wird bestraft, wer unbefugt das erscheinungsbild einer fremden sache nicht nur unerheblich und nicht nur vorübergehend verändert.“ ich frage erneut: dass merkel bei der nationalhymne zittert, ist das ein zufall? die natur winkt müde herüber.

Der Text ist im August 2019 als lyrischer Tageskommentar in der Sendung Lesarten, Deutschlandfunk Kultur erschienen. 

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Lyrikforderungen 2019

Vom 7. – 10. März 2019 fand mit Fokus Lyrik der größte Lyrikkongress (jemals/unserer Lebenszeit) in Frankfurt am Main statt. Neben öffentlichen Podien und Lesungen fanden auch Roundtables statt, an denen unterschiedliche Arbeitsgruppen Forderungen aufstellten. Das Ziel der Forderungen war es, die Arbeit der Übersetzer*innen, Autor*innen, Kritiker*innen, Veranstalter*innen uvm. auf sichere Beine zu stellen (HIER). Die politische Forderungen hat eine bestimmte Form. Parallel dazu habe ich die Forderungen noch einmal in Lyrik überführt. Ernst gemeint sind sie trotzdem.

Lyrikforderungen 2019
Zusammengetragen von Max Czollek

Wir vom #fokuslyrik-Kongress plädieren für 1 bedingungsloses Grundeinkommen für Lyriker*innen durch Enteignung von Prosa-Schriftsteller*innen!

Wir vom #fokuslyrik-Kongress fordern, dass Lyrik als Grundnahrungsmittel anerkannt und steuerlich befreit wird.

Wir vom #fokuslyrik-Kongress fordern, dass die Lyrik nicht marktförmig, sondern der Markt lyrikförmig wird. Containerschiffe als freie Verse. Kursverläufe als konkrete Poesie. Supermarktregale als Lyrikautomaten.

Wir vom #fokuslyrik-Kongress verstehen Lyrik als Impfung gegen Dummheit, wobei der Herdenschutz nur entsteht, wenn sie genug Menschen lesen!

Wir vom #fokuslyrik-Kongress fordern ein Lyrik Einsteiger-Programm namens ENTER.

Wir vom #fokuslyrik-Kongress unterstreichen, dass Lyrik eine intellektuelle Praxis ist, für dich wir uns nicht entschuldigen werden.

Die Schulen haben die Lyrik nur unterschiedlich interpretiert; es kommt darauf an, sie selbst zu schreiben.

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arbeit im paradies III

wir gehen da zusammen rein
im aquarium selber merkst du gar nichts
wir steigen auf dehnen uns aus mit der temperatur
folge den blasen nicht in der richtung aber der haltung
schließe die augen und eine neue stunde beginnt

unten im tal glitzert der himmel
schwer wiegt das summen der schienen
auf den umliegenden bergen öffnen sich die wasserhähne
über hände weitergegebene signale
klatschender regen eine jubelnde meute

tausende schauen täglich wie goethe
durch die buchenzweige in die verwinkelten höfe
wären die theater wie imbisse für die wir uns vorbereiten
wo wir aneinanderrücken kein wort zu laut ist
und jeder musik mitbringt

feiern wir feste für alle unerfüllt liebenden
heben sie auf die schultern legen feuer in den warenreihen
zerdrücken die duschgele der scham
legen immer wieder neue kostüme an
fügen früchte zu leuchtenden ketten

wir haben für jesus mitgedeckt dort sitzt er
der anteil von getreide im gras wird höher
wir legen uns unter die traubenapparate auf den dächern
entfernen uns von der roten sonne am abend
die im fallen fahrt aufnimmt

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Billie Holiday (DIY)

3 Wochen weg vom Fenster. Von immer
bloß Innenhof. Quadratsommer. Tagen
wie Hausnummern.

Zwischen Ich und Rest ein ausgerolltes
Handtuch. Über Gleisbett. Hauptbahnhof.
Über Los.

Ab hier Staben ziehen aus Funktionsgewölk.
Frottiertes Druckgebiet. Textil und Graphit.
Wird groß.

Das Fenster des Dichters, Innenhof und Quadratsommer, Zertifiziert authentische Aufnahme von A.B. 

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o.T.

Vor Rauch verfärbte Dachschenkel
lässt die Lungen an zu pumpen
das Ritzenmaul füllt sich ganz Stau

radgleich fiepen die Gelenke
hängen frontale Textstellen
beschädigt an leisen Fäden

wir sagen du bleibst verschwunden
bis du nach zwanzig schreiblosen Tagen
zwischen Streichholzwänden abgefärbte

Daumen gegen die Geräte tauscht
in einer Sprache dich zu stellen
stirbt nicht die Wut das Ausland

bei Lesern hysterisch versteckt
hören wir x-mal die Aufnahme
spekulieren über zahnrougen Kopien

ein Skript ganz im Vertrauen
liegen Tapes die Wunden
auf schroff platzende Pfützen

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[paraffin]

um seine tageskippe
zu entsorgen
nutzte er
die alufassungen
von teelichtern
und sah dabei
sein zweites mittel
rausch des tages
nach kaffee
(aus alukapseln)
auf dieselbe art
verschwenderisch

und das wachs
– es war ja nur
paraffin
para fin
[paʁa fɛ̃]
wie paravent
auparavant
on s’expliquait
plus carrément

Veröffentlicht unter Alexander Makowka, TEXTE | Kommentar hinterlassen

auszüge eines lichtkatalogs

marquardt_finalst_auszuge_eines_lichtkatalogs

Veröffentlicht unter TEXTE, Tristan Marquardt | Kommentar hinterlassen