tristan________________________linus
im himmel-morgen ein-ein
zeichen vögel reichen
mir die hand die flügel
flug-lug zu ergreifen
_____________________________unfertig heute kaumwärts mehr
_____________________________gegend so vogelschrittig am wirsch
_____________________________die wege die spree
_____________________________besteht aus regen
klirrend ist die luft glas
aber acht-bar -sam-klar
und schritt-zittern wie
spliss (am leib) im haar-riss
_____________________________ich werde holz sein gehöhlt von
_____________________________stoßrosenwettern oder moos, bloß
_____________________________fohlsam ein rascheln gerodet aus dem
_____________________________unentwegt wohnendem laub
kaum sei ich baum dann gefallen
schon gefalle mir zweig zwar
-lich wie -sam so saum blüten-
staub aber verteile sich wirklich
_____________________________und ich erlege mich an schlaf-enden
_____________________________zu tags verwahrtem flimmern
_____________________________zimmernder ahnung zwischen
_____________________________fahrenden wänden
mein fenstersims ist (statt
beschattet) sonnenvoll, obwohl
der ginster dunkel schimmern sintert,
-heit-bereit zu überwintern
_____________________________jetzt geh ich radeln am kanal
_____________________________und mäste mein speckmaden-
_____________________________karma bade im schuhabdruck
_____________________________der tage
ich gehe wie hirsch
im hufen-schritt mit kurzem
geweih, ich weiß: mein gang
bricht klanglich entzwei
_____________________________halbe flasche flaum allein verstaunt
_____________________________kein reim drauf und kaum raum
_____________________________für feinverlaunung
_____________________________am zwinkern
hinten sinkt was im trink-
glas spiegelt nicht licht mehr
der fluss sich der kanal
wirkt jetzt wie ein trichter
_____________________________duftgerupft schmuse ich
_____________________________mit dem duseligem abend
_____________________________kundig am rumpf der wunde
_____________________________insofern mond
denn vor allem wenn
das bierglas tierhaft
wirkt, birgt jeder senkblick
denkbar viele birken
_____________________________sonst stundet sichs
_____________________________so rundum drei leben
_____________________________manchmal vier
_____________________________(mit bier)
sprich: das geheimnis dieser art zu
sprechen lag bis eben ver- im
sprechen – jetzt im-im aus- sagbar
hörbar zu ent-sprechen
<img class="alignnone size-medium wp-image-658" title="vortrag bei der open-poems-abschlusslesung" src="https://gdreizehn.files.wordpress.com/2010/05/20100526-2113148.jpg?w=300" alt="
vortrag des textes bei der open-poems-abschlusslesung
Fotos: http://www.gezett.de
*Jubel* das ist eine wunderbare Zusammenstellung. Am besten gefällt mir der Reim „licht mehr – trichter“, da hat jemand den deutschen Hip-Hop sehr genau kopiert ;) Und sonst ahne ich Berlin dahinter, kann die verschiedenen Situationen nachfühlen und finde mich wieder. Habt Dank für diese lyrische Reihe von Schnapschüssen!
(mich würde aber interessieren, wie und ob das bei der Lesung angekommen ist…)
Danke dir. Für mich war’s kaum zu glauben: Genau das war der Punkt, an dem in der Lesung der Knoten geplatzt ist. Durch unsere Einführung als SMS-Tagdokumentation schien die Verortung gegeben, und das Publikum hat sehr viel direkter und interessierter reagiert (v.a. auf den Sprachwitz) als noch zuvor bei den inhaltlicheren Texten.
ich finde es fantastisch! das wechselspiel passt, der rhythmus kommt für mich sehr ruhig und gemächlich daher und eröffnet dann doch wieder solche feuerwerke wie „speckmadenkarma“ herzlichen dank dafür!
also Linus, jetzt, ein halbes Jahr später, habe ich echt das Gefühl, dass diese Combo einer der echten Highlights des letzten Lyrik-Jahres war, auf die wir noch lange freudig zurückschauen werden. Kaum zu glauben, wie kurzfristig und produktiv das war!