aus: 52 atemzüge eines sommertags

der ton war hell und widerspenstig. er überschwemmte die
ganze stadt im nu. es war diese volle tiefe des sommertags,
die abgelaufenen abläufe jedes einzelnen, der auf die straße
trat, es waren diese aufgeladenen akkugeräte, die gespräche
noch ermöglichten. vorne, am einen ende der straße, hatten
fußgänger ihren lauf genommen, standen still und zollten

ihrer haltung geltung, vielleicht zum ersten mal. unwidrige
umstände hätte man es nennen können, handlungsbedarf. es
gab rauchschwaden – oben, hinter den dächern, und unten,
vorm gesicht –, die rauchschwaden waren. und immer wieder
dies: metall auf metall und plastik auf plastik. diese nächsten
stunden, die absehbarer kaum hätten sein können, und doch

kamen. es war, mit einem wort, wahr wie vieles seit dem tag,
von dem wir ausgegangen waren, aus- und eingetreten in den
tag, zu sechst oder siebt, je nach dem. es war ein unfall. frag-
los ein fall, den es noch nicht gab. er sprach sich aus am andren
straßenrand, ging wie ein ruck und saß, galt in der tat: ein
junger junge duckte sich vor einem kommenden ball. doch

sein fangarm hing schlaff. er hatte seiner statt gehabt. und wir,
zu sechst oder zu siebt, malten uns die kommenden sirenen
aus, die konzentrischen kreise angelockter menschen, die für
einmal menschen waren. unser ablauf verließ den raum zuguns-
ten eines anderen. wir hatten eine katze für die ratten, die stadt-
ratten waren, v-männer der wirklichkeit. und wir holten atem.

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3 Antworten zu aus: 52 atemzüge eines sommertags

  1. rebeccaciesielski schreibt:

    „konzentrischen kreise angelockter menschen“-wow, da hab ich ja Freitag echt noch was verpasst!
    gefällt mir sehr.

  2. unmittelbarst schreibt:

    Haha, jetzt habe ich erst „kornzentrisch“ gelesen (so Richtung Weizenfelder und UFO-Landungsspuren) und gedacht: Oh man, das ist so Alex! :)
    Ich finde es sehr gut, dass du Musil gestrichen hast und bin gespannt wie eine Feder auf die hoffentlich bald folgenden Teile…

  3. linuswestheuser schreibt:

    ‚v-maenner der wirklichkeit‘. wie geil ist das denn.

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