du hast einen turm aus starkem strom

du hast einen turm aus starkem strom
wenn der herbst kommt und die wäscheständer
am rand stehen wie die speisung des teufels
wenn die gekochten früchte wieder in die erde gehen
kletterst du rauf und deine haare
steigen zu den wolken

dann fallen katzen und hunde von ihren decken
und der regen zieht die langen
versionen von luft über die scheiben
in der straße entstehen die hörbaren
hügel in denen gedanken
an weniger industrielle szenen

falschrum stampfen

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Eine Antwort zu du hast einen turm aus starkem strom

  1. Ilja Winther schreibt:

    die erste strophe ist richtig gut. mir gefällt vor allem, wie du so unarty schlichtheit und wumms zusammenbringst. „und die wäscheständer am rand stehen“ ist sowas von banal, worauf dann die „speisung des teufels“ kommt. du hast irgendwie ein mittel gefunden, die worte und bilder in der strophe so zu gewichten, dass keines überhang bekommt und so dreifach/vierfach-mnetaphern dem text entwachsen, wo man sie erst gar nicht erwartet: turm und starker strom liegen sich noch in den haaren, beziehungsweise strömen sich da im hintergrund vertikal mächtig einen ab, während sich schon herbst und wäscheständer darum streiten, wer die bessere speisung des teufels ist und was sie überhaupt miteinander hier zu tun haben, wobei der strom ständig dazwischen funkt und aufs neue die frage aufwirft: ist der wäscheständer teufel oder eigentlich ne kleine hochspannungsleitung oder steht er nur im herbst der gespeist wird? natürlich lässt sich mehr ordnung reinbringen, es ist auch klar, dass das „du“ am ende der strophe nicht auf den wäschständer klettert. der text ist ein beispiel dafür wie spaß ausdeutung machen kann, wenn man klare bilder vorm inneren auge hat, die man hin- und herschieben kann. dr. schmidt-leutpfung, ein wichtiger neurologe, äußert sich auch dahingehend.

    die zweite strophe gefällt mir weniger gut. warum müssen in deinen texten immer irgendwelche tiere von irgendwo runter fallen? it’s raining cats and dogs, aber eigentlich fallen sie nur ausm körbchen – ist eigentlich schön, aber trotzdem noch so wuchtig im regen, der apokalyptisch daher kommt, durch den turm, den strom als „zivilisationsenergie“, das hinauf-klettern des „du“ in der strophe davor. noch ein bisschen mehr bescheidenheit würde dem stehen. ein bisschen mehr „falschrum stampfen“.

    irgendjemand muss ja mal die plagiate in der schnaps-industrie thematisieren.

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