Wilhelmsburg 2011

wir besetzten die größte Insel Europas
der alte Draht unter Spannung dein Hamburg
mir Hafen im Uptodate der Netze steht Großschot
unter Wasser mitten im Zeitfenster Kreuzstrom
du lernst ihn hier besser vermessen, feuerst mit Volts
um dich, wärmst die Zukunft für Projekte auf Höhe
ganz nah dran hast du zu nisten begonnen
Mikromakromegatrends singst I’m gonna be unstoppable
zeichnest das Augustmodell des neuen Menschen

ich komme, uns mehr Funpunk auf die Brote zu schmieren
für dich goldene Zitronen mit viel Zucker fürs Ego
für meins eine Dose passierte Tomaten zu öffnen:

du weißt, ich lese Bücher über die drei K
Kunst, Kapitalismus und Bla, mein Kopf
lärmt, braucht mehr, Schwarzlicht, du
bist die beste Tänzerin, die ich kenne, willst Zeitgeist verkaufen
an Zinnsoldaten, das ist mir unangenehm, du weißt
vielleicht möcht ich dich bitten, das nicht zu lange zu tun
will es meinen, in Kreisen von Knicklichtern, und meistens auch
in meinen, sind sie Knetmasse, Funktionen, Radialsysteme
unter Vertikalantennen, ihren Formeln ins Detail zu folgen, das
lacht über ängstliche alte Intelligenz, doch ich studiere sie, manchmal
vorsichtig, finde sie, stimmig, Beats, die überhört werden, versteh mich
nicht richtig, man darf sich die Waden einkremen
gesunder Narzissmus ist nicht kränker
du hast recht, meistens lache ich auch
aber die Dinge, die mich belasten, Busse zur Vorstadt
du überholst sie jeden Tag, hast gelernt, auf dich zu achten

jetzt tanzen wir hier Hochseepolka und Kult!
das war einmal Hamburger Schule Wenn ich
ein turnschuh wär
, wenn ich ohne Stimme
spürst du den Tönen nach, sitzt auf dem Bett
dem Landgänger nach der fünften Dusche, redest Tränen zu
ich kann mich auf Dinge draufsetzen und dabei verschwinden
die dir Angst machen und mich füttern, weil du das weißt
im Matsch versinken, morgen, feierst du im Pudelclub
und gerade gehe ich auf
halte weiterhin
alle Straßen für uns frei

Following the stream up north
I learned not to
eat the snow,  whispering:
Morning, keep the streets empty for me.

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2 Antworten zu Wilhelmsburg 2011

  1. Tabea Magyar schreibt:

    Hej.
    zur überarbeitung einige lokale anmerkungen – so einen grosswurf richtungerkennen allgemeinurteil usw. hab ich leider grad nicht drauf.

    Erste Strophe
    V1: wieso besetzen im Präteritum? der ganze Rest ist ja Präsens.
    V2/V3 dein Hamburg/mir Hafen passt von der Sprache her nicht so ganz zum Rest, das ist etwas altertümlich. Ich bin bei den ersten zweimal lesen daran hängen geblieben.
    V6: vielleicht „auf Höhe“ weglassen?
    V9: Augustmodell der neuen Menschen – damit könnte auch das Modell für den August/des August‘ gemeint sein. Davor wars ja das Augustmodell des neuen Menschen, das zwar auch ambig, geht aber eher in Richtung das Modell des neuen Menschen. Zuerst fand ich die neue Variante besser, grade bin ich mir da wieder unsicher.
    V10 „ich komme, uns zu x-en“ ist auch etwas altertümlich. Vielleicht einfach: „ich komme uns mehr Funpunk auf die Brote schmieren“?
    V10/11/12 versteh ich nicht so ganz, wie die Zitronen und Tomaten mit den Broten zusammenkommen. Er/sie kommt, um Brote zu schmieren, die folgenden Nahrungsmittel schliessen sich daran an, aber ich sehe nicht, wie man von Broten zu Zitronen etc. kommt.
    V11/V12 fürs Ego/für meins: find ich nicht so gut, ist aber wahrscheinlich geschmackssache.

    Zweite Strophe
    V14: Ich verstehe, wieso du Kopf noch auf diese Zeile nimmst, aber damit nimmst du doch gleichzeitig diese starke aussage mit den drei K-Bla wieder zurück. Vielleicht auf die nächste Zeile?
    V15 (und V23): Ich weiss nicht so recht, was ich von der Kommasetzung halten soll. Sie macht die Verse unglaublich unruhig bzw. so abgehackt. Also die Melodie, mein ich.
    V19 „will es meinen“ verstehe ich gar nicht, das kommt für mich aus dem nichts – was meinen?
    V19: „In Kreisen von“ find ich auch wieder etwas altertümlich.
    V21: „das“ ist unverankert. ein bisschen, als wolltest du nicht sagen, wer lacht und wähltest deshalb etwas abstraktes.

    Dritte strophe
    V30: Zeilenumbruch – wieso „Wenn ich“ noch auf der Zeile?
    V31/32: wenn ich ohne Stimme / spürst du den Tönen nach : wenn ich ohne stimme (wär) kommt etwas unvermittelt, weil du nirgends sonst im Text ein Verfahren dieser Art benutzt. ich bin dran hängen geblieben. aber vielleicht willst dus ja auch genauso haben…
    V35 „die dir“ versteht man zwar, ist aber etwas unangeschlossen/bzw. sehr sperrig, so von der grammatik her.
    V35: „weil du das weisst“ – vielleicht auf die nächste Zeil nehmen? Wenn es auf der zeile steht bzw. wenn man es mit dem, was vorher kommt liest, versteh ich bahnhof.
    V37: „gehe ich auf“ is noch nich so doll, ich glaube, weil doch der rest des texts sehr konkret ist, und hier kommt so was abstraktes – ich glaube, kannst du noch was besseres finden!

    -> generell: Die dritte Strophe find ich eigentlich inhaltlich total schön, aber irgendwie noch sehr sperrig mit den bezügen.
    -> ah ja und das ende der zweiten strophefind ich toll, so ab versteh mich…

  2. Tabea Xenia Magyar schreibt:

    lustig, gerade lese ich den text nochmal, um zu sehen, ob du ihn überarbeitet hast und finde ihn fast durchgängig super :) das rutscht so runter gerade.

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