kumulus.rumba.hieb.

es liegen gewitter als quasten eingekapselt
dazwischen, ihr wisst schon, da, wo ein
juster, bissig-frucht wie ein zinobel, eben
diese spitzen hüte, vorne bommeln usw.
unten, immer ich, ich, alle pommeraner
wüten ein ging-auseinander, springen ein
schlag hin und hin, wenn so der norden
dieses brustkorbs, wenn syn-spätzle trockt.

was mach ich mit so was? ausreißen? ho!
hast du die häute samt zerkaut, als diese
grauen schmalen, hart, hart, an die schale
klopften und sich mit einem mal, verdammt,
ein ganzes abendland auslief und rückwärts
tropfte, fadenweise, noch wie vorher brot,
aber jetzt bulbernd, überstürmend, fram.
wohin damit? das steht doch auf, will sehen.

dass qualm als kugel, umber pfropf gewucht,
auf asthals, hockt und dreht sich, schaut in
jede richtung: zeit und armung, schlangen fest
als aufstrich nur mit widerstand, schwer abzu-
folgen, da die welt und da der rest, dass darf
noch hand-shake auflaufend mit blassen, korkten
seilschäften, dass dem tenor, dem wer umgreift
hier was bitte, gewitter, ich-quast ausgesiebt.

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14 Antworten zu kumulus.rumba.hieb.

  1. Tristan Marquardt schreibt:

    was mich hier so begeistert und so beunruhigt, ist beinahe dasselbe. dieser text mag deinen bisherigen, v.a. formal, zwar sehr nahe stehen, ist aber, so glaube ich, konzeptionell etwas ganz anderes. für die bisherigen gilt, was linus beim letzten treffen als problem benannt hat: so sehr man uneigentliches sprechen derart als spiel inszeniert, dass daraus der für dich so kennzeichnende humor und die nicht minder kennzeichnende ironisch-distanzierte pose resultiert, so sehr wirkt man doch als jemand, der die klaviatur sprache genussvoll bespielen kann und virtuos mit ihr umgeht. und eben das verdeckt das krisenhafte moment, dass dem uneigentlichen sprechen voraus geht. im schlimmsten fall droht das interessante an den texten nicht die erfahrbarkeit des sinnfraglichen an sprache zu sein, sondern das exakte gegenteil. hier liegen die dinge nun anders: bevor der text die erste syntaktische einheit überhaupt anpeilt, rüttelt er schon am gerüst und setzt das runtergefallene so zusammen, als ob er behaupten würde, dass es nie ein gerüst gegeben habe. die frage, was der text sich als gegenstand zur zerstückelung nimmt, lässt sich gar nicht stellen, da kein gegenstand auszumachen ist. hier wird nicht auf einer metaebene gearbeitet, sondern irgendwie auf einer subebene (abgesehen von den etwas heiklen ich-stellen, insb. der am schluss). vielleicht verhält sich das literarische hier so, wie es sonst moderne bildende oder aktionskunst tun: nicht das gegenständliche am kunstwerk ist sein zentrum, sondern seine konzeptionelle grundlage, so etwas wie die frage: was musste passieren, dass es soweit kommen musste?
    und deswegen ist dieser text sicher näher dran an den dich umtreibenden fragen von sinn(lichkeit), zusammenhang, verständigung etc., weil sie hier in rohform erfahrbar werden und nicht mittel zum zweck (humor, pose, whatever) sind. hier beginnt das wirklich experimentelle, so funktioniert das ja auch bei anderen ähnlich gepolten autorInnen. das begeistert mich auf der einen seite, weil ichs hier gut umgesetzt finde. aber es beunruhigt mich auf der anderen auch, weil ja deutlich der abbruch der kommunikation droht, und die frage ist, wie man damit umgeht. ich sehe zwei möglichkeiten. die erste wäre positionismus: zu sagen, nach gewissen erkenntnistheoretischen überlegungen ist es alternativlos, bei solchen texten zu landen – ähnlich, wie man nach gewissen politischen überlegungen überzeugtes mitglied einer partei wird. oder aber, und das wäre meine einstellung, sich insofern doch wieder auf kommunikation einlassen, als dass man texte mit solch einem experimentellen status durch eine spezifische konzeptionelle rahmung, eine kokretes ideengebilde zu vermitteln versucht (und ähnliches von anderen verlangt). also die notwendigkeit eines solchen textes nicht voraussetzen, sondern sich erarbeiten. und eben das vermisse ich noch, weswegen es mir auch schwer fällt, auf details im text einzugehen. doch wenn das einmal gegeben ist, wirst du auch verhindern können, dass diskussionen über solche texte immer gleich bei grundsätzlichem landen, und stattdessen erreichen, dass man auch hier über einzelnes spricht. und zwar nicht nur im sinne davon, dass man bspw. ein narrativ sieht, aber schlecht umgesetzt findet, oder einen kalauer stören, sondern, dass man sagt: warum „hast du die häute samt zerkaut“ nicht in „hasst du die häute samt zerrkaut“ ändern? denn sind das nicht die fragen, die dich interessieren? dann müssen möglichkeitsbedingungen her.

  2. daniela seel schreibt:

    kann mich hier grad nich auf grundsätzliches einlassen. hab dafür aber paar konkreta:
    1/4: würd ich komma nach usw. setzen und gern das „tief“ streichen, obwohl ich auch dann noch den sprung vom vorne zum unten nicht recht mitvollziehen kann
    1/7: „hin und hin“ beißt sich sehr mit dem „schlag“, macht fast das gegenteil, das „und“ vor allem. lieber die register hier aufeinander abstimmen
    1/8: „trock“? sieht wie ein imperativ aus, aber wäre ein imperativ sinnvoll? das gedicht arbeitet ja nicht mit buchstabenausfall oder syntaxnegation, sondern versucht eher, wortneuschöpfungen oder ungewohnte kombinationen so in vorhandene gerüste zu bringen, dass die abweichung mehrwert schafft, wozu sie lesbar bleiben muss, rückführ/anwendbar auf irgendeine art konvention. also: wärs ein substantiv, müsste ein bindestrich nach vorne anschließen, wärs ein verb, was mir am plausibelsten scheint, doch lieber ein auf t gebeugtes. infrage käme außerdem interjektion, dann sollte aber davor ein komma stehen (hier gehe ich mit tristan überein: um kommunizierbar zu bleiben, muss ausreichend nachvollziehbares gerüst da sein, in diesem fall z.b. die ja fast konsequent eingehaltene grammatisch-orthografische rahmung. damit man dabei abweichungen begreifen kann, müssen aber die regeln nachvollziehbar sein, nach denen sie geschieht. werden zu viele gleichzeitig unterlaufen, kapituliert man)
    3/6: würde das „ein“ streichen, davon gibts eh zu viele
    3/7: bitte keine rodende milch. vielleicht überhaupt keine milch. schon gar nicht als auftakt zu kichernden ichs, sicherlich kick-ass

  3. daniela seel schreibt:

    nachtrag: auch beim wiederlesen finde ich, dass schon fast alles an diesem gedicht sehr gut sitzt und viel einbringt. nur das ende rumpelt arg. und zwar, meine vermutung, weil die zeilen 3/6 und 3/7 reine aufzählungen sind. da geht nichts mehr auf. das wirkt lustlos, als hätte man zum schluss kommen müssen, aber eigentlich keine idee dafür. und 3/8 bestätigt das im grunde noch. das ich findet keinen weg aus dem gedicht, als halt mal zu kichern, noch dazu davor, noch dazu mit sieben als eingefetteter metapher. die aufzählung kann man leicht mobilisieren, indem man die parallel geschalteten adjektiv-attribute auflöst, umwandelt. für den schluss würde vielleicht schon helfen, das ich nicht „davor“ zu stellen.

  4. Ilja Winther schreibt:

    danke, ich fühl mich verstanden, da aus eurer perspektive die schwächen und stärken dieses textes die gleichen sind wie aus meiner. nur was eine konzeptionelle rahmung betrifft, die sozusagen erfahrbar macht, „warum es so weit kommen musste“, die das krisenhafte moment jedes mal aus diplomatie neu verdeutlicht am material, scheint mir nicht zwingend notwendig. viel mehr ist doch hier das krisenhafte moment genau das, was im leser die auseinandersetzung mit solchen texten so antrengend macht und im besten fall gleichzeitig eine große sogwirkung erzeugt und angesichts der tatsache, dass solch ein sprechen auch möglich ist und sich vielleicht weniger von dem „normalen sprechen“ unterscheidet als gedacht, den leser in der gleichen distanz und dem sozusagen „erwachsenen“, skeptischen, schmerzhaften verhältnis gegenüber alltagssprache zurücklässt, ohne den weg über die theorie zu nehmen. ich glaube, das geht. ob man das will, ist eine andere frage. dafür ist eine konsequenz vonnöten, die gefährlich ist. ich schreibe noch mal mehr dazu.

    • Tristan Marquardt schreibt:

      nur kurz: mit der konzeptionellen rahmung, meinte ich nicht, dass jeder text aufs neue sich seine eigene programmatische grundlage schaffen soll, im gegenteil. der wunsch resultiert eher aus dem gefühl, dass du im laufe des letzten jahres ja viele verschiedene stoßrichtungen ausprobiert hast, und ich glaube, dass das hier eine ist, die langfristig interessant sein könnte. nur bin ich noch nicht sicher, auf welchen füßen sie steht. nimmt man texte von leuten wie ulf, egger, elke erb oder wem auch immer, wird schnell klar, dass sie sich aus einer stingenten programmatik speisen, die, einmal „deutlich geworden“, viele spielräume eröffnet. und ungefähr in diese richtung geht mein wunsch: dass bei dir sowas wie ein projekt kenntlich wird, das den lesenden ermöglicht eben nicht jedes mal von null anfangen zu müssen. spielregeln fürs spiel sozusagen. notwendigkeit.

      • Tristan Marquardt schreibt:

        ps: denn ein projekt des „leiden-teilens“ will mir so noch nicht einleuchten, das wäre zu einfach. man liest keine texte, um an ihnen zu leiden, und das allein hat auch keine sogwirkung zur folge.

      • daniela seel schreibt:

        nein also jetzt muss ich doch mal einsprechen. was du als konzeptionelle rahmung bezeichnest, mag als theorie oder analysewerkzeug dienlich sein, aber dichtung funktioniert so nicht, in der praxis. man geht doch nicht hin und denkt sich ein konzept aus und füllt es dann mit – was? notwendigkeit? nein. das ist falsch herum gedacht. man macht sich auch keine stringente programmatik, die man dann nur noch konsequent anwenden muss. das wäre bloß im schlechtesten sinne konzeptkunst, wie du oben geschrieben hast. und noch „das wirklich experimentelle“, wie du es da gebrauchst, lässt mich zusammenzucken. notwendigkeit stellt man doch nicht her, sie stellt sich ein. projekt, stoßrichtung, langfristig interessant, huh. wenn man sich an der sprache, ihrem unvermögen, ihren routinen reibt, sie ungenügend findet und andere möglichkeiten, formen des ausdrucks sucht, weil sie einem die einzige möglichkeit „angemessener“ oder „stimmiger“ oder wie immer man das nennen soll rede überhaupt scheinen, dann ist das kein selbstzweck und auch kein virtuosentum. und dann wird man so lange weitersuchen, bis man eine für sich mögliche form gefunden hat, bis etwas wenigstens für den jeweiligen moment in einklang gebracht ist. und wenn man dahin gelangt ist, erübrigt sich auch die frage nach konzeptioneller rahmung, denn dann wird die eigengesetzlichkeit genau dieser stimme einfach evident. um dahin zu gelangen, muss man natürlich ausprobieren, experimentieren, reflektieren, aber gerade das zugrundeliegende krisenhafte moment, indem es existenziell ist, wird einen sich ja nicht auf etwas ausruhen lassen, einer pose, weil diese den konflikt, der einen antreibt, am wenigsten lösen kann und man sich damit noch selbst am meisten nervt, wenn es einem ernst ist in der sache. dann wird es eine konsequenz, gegen die man sich gar nicht wehren kann, jenseits von theorie, auch wenn man nicht aufhört, sie mitzudenken.

      • Tristan Marquardt schreibt:

        erst einmal muss ich dir natürlich recht geben, das leuchtet mir alles sehr ein, meine überlegungen kamen tatsächlich auch mehr aus rezipientensicht. trotzdem fühle ich mich ein wenig missverstanden. ich wollte nicht den eindruck vermitteln, als gehe es darum, dass man, sobald man das nötige handwerk beisammen hat, gedichte möglichst rational designt, davon kann nicht die rede sein. dennoch bin der ansicht, dass das ganze auch nicht eine rein emotionale angelegenheit ist und man quasi durch trial & error auf den irgendwie leicht romantischen moment vorläufigen einklangs zumäandriert. mir ging es doch gerade um das von dir angesprochene reflektieren, weil ich schon der ansicht bin, dass eine solche art von lyrik, die sich deutlich weiter von bahnen des konsens entfernt als andere, mehr auf eine vermittelnde instanz angewiesen ist als diese (sofern man überhaupt vermitteln will) – das was ich konzept etc. genannt habe -, eine performative, eine formale, eine theoretische, whatever. und dass es sich meiner meinung nach wirklich lohnt, beim immer gleichen versuch, ein leeres papier mit einem ausdruck von etwas zu füllen, das im auge zu haben.

  5. daniela seel schreibt:

    jajajajaja. aha. ins auge gedacht. kompromissfindung leicht gemacht. aber wie, bitte sag, soll die hin gesetzte stimme, die reibt, zugleich abweichen und integrativ sein, muss man sich da nicht entscheiden. inwieweit muss oder kann oder darf das gedicht seine eigne vermittlung leisten oder findet vermittelnde einlassung andernorts statt. in übung durch umgang zum beispiel. weil auch konvention täglicher abgleichung bedarf, und damit bedeutung und sinn sich verschieben. in lebenden sprachen. :)

  6. Ilja Winther schreibt:

    jetzt wird insistiert. dass das „leiden-teilen“ sozusagen ein neues projekt wäre – das ist quatsch, das siehst und weißt du ja gut genug. ich habe nur auf die frage nach dem krisenhaften moment antworten wollen. du sagst in deinem kommentar ja, es müsse durch eine erklärung am material oder eine sonstweg geartete rahmung die notwendigkeit, der das krisenhafte moment innewohnt, und die dem text voraus geht, deutlich werden. ich verstehe aber nicht, wie das gehen soll. entweder ist die krise erlebbar und wird auch als krise -zwischen autor und text im schaffensprozess und zwischen text und rezeption in vortrag/lektüre- bewusst im text offengelegt oder es wird suggeriert, es gäbe sie nicht, bzw. es gäbe sie für andere, man könne darüber aber sprechen wie über heruntergefallenes geschirr. ich weiß, dass du das nicht meinst, aber du sprichst im grunde davon, den texten eine gebrauchsanweisung beizulegen, die eine außertextuelle krise dokumentiert, um den text in seiner andersartigkeit zu rechtfertigen. das wäre vielleicht eine möglichkeit, das „leiden des lesers“ aufzuheben, aber schwachsinn.
    ich bin der meinung, es müsse darum gehen, deutlich zu machen, überhaupt (vor)zu machen, textuell zu plastizieren, dass ein weiter-sprechen und ein weiter-schreiben trotz der dürftigen aussichten auf vermittelbarkeit und tatsächlicher kohärenz unbedingt notwendig ist und etwas großartiges ist. dieses sprechen muss sich aber immer in seiner unzulänglichkeit selbst reflektieren, seine andersartigkeit bewusst zelebrieren. die legitimität einer solchen sprache, wie auch immer sie aussieht, ist nicht in einer beigelegten oder eingearbeiten erklärung oder übersetzung zu suchen, sondern in ihrer konsequenz. nicht in einer konsequenz -an dieser stelle bin ich gerade in meinen gedanken zu experimenteller sprache- der unverständlichkeit, sondern vielmehr der lebbarkeit. humanistischer dada vielleicht. wie viel verzicht auf narrativ und bedeutungssuggerierende diskurse (standardisierte metaphern usw.) möglich ist, prüft jeder text und jede performance aufs neue. im blog und zirkel-milieu, um ein beispiel zu nennen, sehe ich dies noch nicht umgesetzt, solange wir in einer anderen sprache über die texte sprechen als sie verfasst sind. das wird wahrscheinlich nie geschehen, darauf kann man trotzdem zuarbeiten.
    was du mit konzept zu meinen scheinst, ist stil. stil kann natürlich verständlichkeits-schein ersetzen. ich finde aber, sobald stil durch seine wiederholung irgendwann reibungslos wird, gehört er wieder gebrochen, damit das spiel von vorne losgehen kann. was ich jedenfalls für das wertvolle, das eigentlich experimentelle halte, ist diese kurze phase avantgardistischen schaffens zwischen archaischer unverständlichkeit und neuer, etablierter bedeutung. der moment, wenn man den 7/4- viertel-takt die ersten male hört, bevor man beginnt darin zu schwelgen. dann müssen 9/8 her.
    zum mitmachen: die offenen handflächen in regelmäßigen kurzen abständen aus einer höhe von ca. 10 cm. auf die oberschenkel fallen lassen (ein bisschen nachdruck gehört dazu), so dass ein heller flappiger klang erzeugt wird. wir zählen: eins, zwei, drei. eins, zwei, drei, vier. eins, zwei. und wieder von vorn: eins, zwei, drei. eins, zwei, drei, vier. eins, zwei. und immer so weiter bis dazu summertime oder vogelhochzeit gesungen werden kann.

  7. Linus Westheuser schreibt:

    ich würde hier ganz vehement daniela zustimmen was die trennung von analyse, programmatik und schreibend-suchender praxis angeht, und die privilegierung der letzteren für fragen des schreibens. letztlich ist das aber in meinen augen eine frage des zugangs oder der methode, bei der die gegenteilige antwort ebenso plausibel sein kann, bzw. ein anfangen von allen möglichen enden (wie etwa im falle der von dir, tristan, zitierten konzeptkunst). bloß dass eine inhärente notwendigkeit da ist, jenseits vom mainstream analyse und programm als vermittelnde instanz ins boot zu holen, das will mir nicht einleuchten. das argument, das daniela und ilja hier vortragen (wie ich es verstehe), ist dabei auch nicht romantisch, weil es als letztbegründung eine art expressive stimmigkeit ansetzt. die ist nämlich nicht angewiesen auf den einklang von einem subjekt und „seinem“, also irgendwie naturwüchsigen ausdruck. auch jojo-tricks sind expressiv (ebenso wie auf die oberschenkel klatschen, was ich ein fabelhaftes beispiel finde). auf einer ersten ebene stelle ich mir ein gutes gedicht schreiben dann so vor, wie die erfindung des jojos, zwei scheiben eine schnur und irgendwann nach stunden wird das ganze vielleicht zu einer lustigen sache. oder man kriegt den jojo schon geschenkt und macht damit dann seltsame moves. die frage jedenfalls warum man das macht stellt sich immer erst hinterher und die erklärung folgt notwendigerweise einer anderen logik als die praxis selbst.

  8. Linus Westheuser schreibt:

    p.s. deshalb würde ich aber wiederum ilja völlig widersprechen, wenn er sagt, dass man über gedichte in der sprache sprechen sollte, in der sie geschrieben sind. das ist nicht nur unmöglich, sondern auch von der idee her ein großer fehlschluss, nur eben in die andere richtung.

  9. Tristan Marquardt schreibt:

    vielleicht hier eine zwischenfrage, damit wir nicht aneinander vorbei reden: gehts uns wirklich ums gleiche oder sind hier nicht zwei unterschiedliche perspektiven am werk?

    was ihr aus v.a. autorenpsychologischer perspektive sagt, das leuchtet mir, wie schon gesagt, alles sehr ein, und ich finde, ihr sprecht da wichtige dinge an.
    aber mir gehts v.a. um das, was danach kommt, sowas wie eine diskursive perspektive, und das nicht relevant ist bei der motivation, einen text zu schreiben, und erst recht keine „gebrauchsanweisung“ darstellt“, sondern vielleicht eher dem ausdruck eine form gibt. ich glaube nämlich, nicht mal pessimistisch sein müssen, um zu behaupten, dass sich die zugänglichkeit von solchen texten allein wegen der dringlichkeit, mit der sie zu papier getragen worden sind, nicht einstellen wird. da liegt noch ganz anderes im argen. versteht mich nicht falsch: ich will nicht auf das immer gleiche, ermüdende lamentieren hinaus, dass ja lyrik achsowenig rezipiert wird, und wie man das am besten ändern kann. mir geht es nur darum, dass man denjenigen, die so etwas potentiell interessieren könnte, die sich auf so was einlassen würden, ein irgendwie geartetes geländer an die hand gibt. und meinetwegen, ich bin vielleicht zu kompromissbereit, was das anbelangt, aber ich sehe darin wirklich eine notwendigkeit. natürlich steht DAVOR all das, was ihr sagt, aber in der tatsache, WIE man das kommuniziert, sehe ich einen schritt, der sich nicht einfach automatisch nach einem kommunikationsbedürfnis einstellt. von daher würde ich dir linus schon auch noch mal widersprechen wollen: sobald du dich vom mainstream entfernst, musst du dich natürlich um ein konzept bemühen, weil die möglichkeitsbedingungen für kommunikation eben nicht mehr von vornherein gegeben sind. und ilja: genau das machst du doch bei deinem theaterprojekt auf tolle art und weise. die protagonisten sind krankenschwester und patienten und eben nicht gymnastikball und ratzefummel.

  10. Max Czollek schreibt:

    nur ein kurzer kommentar aus shanghai, wo ich mit meinem bier nach zwei strong island ice-teas auf dem sofa flätze. neben der diskussion habe ich clemens text nun über tage beobachtet und bemerkt, dass die versionen sich tendentiell verschieben – wenn ich nicht irre, hat das auch mit der realität zu tun und nicht nur mit dem alkohol. das ist insofern etwas schade, weil die kommentare dann inkongruent bzw. nur aufeinander bezogen werden.
    also: die erste version hat mir gut gefallen und zwar aus den von alex benannten gründen (wie ich insgesamt auf alex seite bin, was das ganze interpretierbarkeitsmöglichkeitsangebot von texten angeht und dass sich die sache nicht mit der dringlichkeit erledigt). die erste version war m.E. gelungen und zwar unter einbezug des trendthemas körperteile statt subjekt.
    denn letztlich muss sich auch „experimentelle“ lyrik (und ich frage mich die ganze zeit, ob das nicht immer in anführungszeichen geschrieben werden müsste) nach ihrer eigenen interpretierbarkeit und ordnung fragen lassen. da ist doch nicht viel mehr rein oder ursprünglich dran. das schreibende subjekt erfindet mit nichten den jojo neu.
    das als kleine fußnote zu eurer diskussion, die ich jetzt gerade nicht völlig überblicken konnte. wollte nur auch etwas sagen.

    freu mich schon auf den 9. :)

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