„himmel, ja, herr: hör.“
tristan marquardt
ich habe den sommer von anfang an durchschaut.
orangen standen offen im treppenhaus,
die laune knutschte rum, das fallobst tobte vorbei, gurken
schlugen auf den grund der lakune.
weich und ein bruder:
rebellion ist an den bordsteinkanten.
ich zog aus mit der hand,
doch dann auf dem foto: herbst.
die vögel waren geplant, die milz fing sich
im gestrüpp, laufrichtungen stritten mit der zeit.
obwohl ich im innern briefe beschrieb,
saugte der ofen den schnee.
ich bin halb glücklich, halb nicht. auf der einen seite: schön, von dir mal so was ruhiges zu lesen und das gelingt dir an einigen stellen echt gut (besonders am schluss). aber andererseits besteht auch ein wenig die gefahr zur laschheit und unkonzentriertheit, find ich. der versumbruch vom dritten zum vierten vers z.b. steht so allein da, der schluss der strophe ist weder fetzig noch nicht fetzig und der zweite vers der zweiten strophe irgendwie mulmig.
hm. ich finde der text hat power genug, um den von dir genannten versumbruch und laschheiten wie „weich und ein bruder“ zu vertragen. und selbst wenn das hier nicht gelungen sein sollte, möchte ich eigentlich immer gerne, gerade bei ruhigeren texten, kleine formale oder grammatikalische brüche und irritationen haben, die ihre berechtigung nicht unbedingt aus der konsequenz des textes beziehen. „dann auf dem foto: herbst“ z.b. find ich auch mulmig. aber nostalgie, alte fotoalben und das sprechen über jahreszeiten (vor allem über den herbst, es sei denn man findet zu wendungen wie: „ob herbst, ob obst. der papst tobt.“ etc.) ist doch immer mindestens mulmig. im plagiatszusammenhang erzeugt halt mein text bei fotos und herbst diese mulmigkeit, während anderswo die jahreszeiten vögeln.
Zu den Jahreszeiten: für jemanden, der winther heißt, könnten dem herbst noch ganz andere Bedeutungen zuwachsen. väterliche. elterliche. neidvolle. interessierte. erotische. usw.
Und wo genau ist das plagiat? tristan: ja, rike: ja, aber der text ist ja wiederum ein plagiat. was ich eigentlich sagen wollte: sind wir damit nicht schon im intertextuellen? und was qualifiziert ein plagiat?
ich geh jetzt bei popp klauen
im intertextuellen sind wir sowieso, ja. aber es macht ja einen unterschied, ob ich plagiat rüber schreibe und der text auf einem blog in einer reihe mit anderen texten kommt.
und ich habe auf die vorangehenden texte mal zur abwechslung mit „herbst bleibt herbst = mulmig im gedicht“ geantwortet. in einem anderen zusammenhang hätte ich wahrscheinlich gar nicht so schnell den herbst zur hand gehabt. und jahreszeiten, die vögeln, sind für mich nicht unmulmig, sondern eher gepimpte mulmigkeit, um mal die prise irgend eines ansatz von stachel zu bringen.
gutes gedicht. und: scheiß auf mulmig.