ein sandkuchen wie samt
auf angefangenen spielen
schwüle wuchert in kakteen
da draußen gilt ein horizont
als bewiesen vermutlich
vor anker eine kleine realität
im radio langweilen
sich die anderen länder
suchen liegen im weg
tage ziehen pilze leuchten nachts
mit blumen auf den großen zehen
gründlich geleckte wunden
hier kopulieren die palmen
das meer erbricht schamhaar
schürft die alte haut aus dem sommer
der sich über den nächsten schiebt
bald schon bewegt man sich anders
mehr seitwärts, mehr wie ein krebs
schönes ende!
viele gute Ideen dazwischen!!
Stellen, die ich schwierig finde:
„das meer erbricht scham
haar palmen korpulieren
auf die nackten körper“
da verweist du auf die sexuelle Dimension einer Strand- und (meinetwegen) Hippieerfahrung, die aber mit so einer Brachialität einbricht, dass ich doch reichlich schockiert bin. Zumal diese Art von Brutalität keine Rolle mehr spielt im restlichen Text (außer vielleicht bei den „schleimige[n] kakteen“. Vielmehr wird das alles sofort zurückgenommen mit dem eindeutigen und absoluten Hippiesatz „“Freiheit heisst keine Schuhe zu tragen und Blumen im Haar” (p.s. Schamhaar und haar doppeln sich; so lange der Satz drin ist, brauchst du auch kein Sternchen, welches auf Byron Bay als Hippiezentrum verweist). Das ist eine so starke Gegenüberstellung, die auch Formal durch das wuchern dieses Satzes und die Anführungszeichen unterstrichen wird, dass ich mich frage, was genau da eigentlich passiert. Geht es um Hippieharmonie? Geht es um deren Kritik bzw. die Gegenüberstellung von Harmonie und Sex? Ich habe den Eindruck, der Text weiß das selbst noch nicht genau…
Es fängt ja an mit dem Backgammon (eine Zustandsbeschreiben, vll. auch eine Beschreibung von Schwarz-Weiß, Spielzügen, Beziehung, evtl. auch Sex). Da es aber versandet ist, ist es wohl etwas in den Hintergrund gerückt, Teil der Folie des Strandes, aber eben nicht aktiv, nicht Verfügbar für das lyrische Ich (das „vergessen“ ist darum auch eine unnötige Dopplung, die dem Bild nicht vertraut und darum noch einmal erklärend kommentiert – „im Sand bedeutet: vergessen“). Dann das „perfektionierte[..] para“ – da denke ich an Zwischenwelten, Mediation, aber auch an paranoia und paramilitär. (auf jeden fall fällt dieses Wortfragment aus dem restlichen Duktus des Textes, der ja eine klare Anordnung von Bildern zu Szenen vornimmt).
als Diskussionsvorschlag aber auch, um meine Kritik zu verdeutlichen, habe ich mal eine Version des Textes erstellt, in der das für mich wesentliche an dem Text hervorgehoben ist und die (aus meiner Perspektive) unnötigen Dopplungen und Zwischentöne rausgestrichen sind:
ein versandetes spiel backgammon
das meer wirft schamhaar auf die
nackten körper ohne schuhe
wie wuchernde pilze die tage liegen herum
in den radios langweilen
sich die anderen länder
doch der horizont gilt als bewiesen
davor fährt die armut
im motorbot vorbei
mit dem sommer die eigenen häute
in den sand gegraben
schieben sich darüber
die pilze leuchten in der nacht
man knüpft sich ein armband
in die offenen wunden
zusehends bewegt man sich anders
mehr seitwärts
wie ein krebs
(hihi, die Form entspricht meinen eigenen Gedichten. Hmm, aber irgendetwas sollte wirklich noch mit der Form passieren…)
hm aber ist es nicht so, dass dein vorschlag ein wesentliches von neles text nicht berücksichtigt, nämlich gerade das wuchernde, das ineinanderschieben von bedeutung? das scheint mir charakteristisch für den text zu sein, ob man das nun mag oder nicht. oder denkst du, dass das wuchernde sozusagen ausdruck davon ist, dass der text sich nicht entschieden hat, wie du meinst?
ich bin übrigens sehr für re-writing von gedichten von anderen :) das könnte unser nächstes tour spiel sein!
korpulieren? ist das absicht? oder meinst du kopulieren?
ja, schönes ende!
bitte nicht lang / weilen, da hat rd recht, das ist einfach nicht gut, da haben zu viele leute daran gelutscht und das braucht dieser text auch gar nicht. ähnlich mit para/dies. obwohl dies das meer noch hübsch ist, aber glaube ich ein effekt (oder ein spiel oder mechanismus oder was auch immer das richtige wort wäre), um den es sonst im text nicht so sehr geht und der deswegen zugunsten des abschaffens des para/dies auch wieder raus könnte.