HVV

grauer sagst du 
kann PVC kaum sein

doch wir sind seemannsgarn
türmen als inseln auf
und unsere suche strandet
im muster der sitze

nimm dein fernrohr freitag 
nach 364 tagen bleibt noch
ein dreiviertel schiffbruch
am ende der üblichen bahnsteige

berechne die route neu
was zählt ist draußen
häuserwände navigaten
drinnen nur dämpfe

stinkt einer nach rauch
nehm ich sein ja

 

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Eine Antwort zu HVV

  1. Max Czollek schreibt:

    auch hier wieder richtig schöne Ideen! Das ende (wieder) wunderbar! Auch die Idee mit Pirat und Schatz. Gegenüber dieser Leichtfüßigkeit wirken ein paar Sachen etwas konstruiert, ein paar noch nicht ganz verdichtet.

    mir ist z.B. der Auftakt nicht klar, auch nicht ganz die Sprecherinnenposition im Sinne von: wo befinden sich die beiden Akteure eigentlich? In einer Bahn? ”grauer kann PVC kaum sein”, ok meinetwegen, aber warum dann „wo wort an wort sich drängt / das keins mehr für uns bleibt“ – das ist doch keine Verortung, sondern eher ein lyrischer Reflex. Denn im Rest des Textes geht es ja nicht so sehr um Worte als vielmehr darum, wie x an y sich drängt oder nicht, z nach Rauch riecht und die ganze Sache sich als aussichtslos heraus stellt.

    „und nur eine plastik uns nicht zu berühren“ scheint mir dann die PVC geschichte aufzunehmen, aber warum, wie hält denn der Plastikbelag die beiden Akteure davon ab, sich zu berühren, oder: geht es um die Plastik als Figur, dann müsste doch klar werden, wo die ist und wer das sein sollte.

    „manifestierte separation“ müssen raus, denn damit nimmst du die nächsten drei Zeilen vorweg. Die braucht es ja dann nicht. Ich würde da eher den Referenzen in ihrer Aussagekraft vertrauen. Aber genau dazu: da ist einmal der John Donne Verweis (http://www.poemhunter.com/poem/no-man-is-an-island/), dann Robinson Crusoe, dann Märchen (was Crusoe und Donne ja nicht im eigentlichen geschrieben haben) – das scheint mir hier irgendwie alles sehr lose zusammengetragen, ohne die Zusammenhänge wirklich auszuarbeiten. Außerdem ballen sich diese Referenzen auf Zeile 5-7, was irgendwie das Gleichgewicht des Textes stört.

    „zahllose silben türmen sich auf, bauen sich ab“
    hier nimmst du die Worte vom Anfang noch einmal auf. das ist gut, ich halte aber beides, sowohl die Worte als auch die Silben für abgekaut und uninteressant um Zweisamkeit zu beschreiben. Und wie gesagt: um Sprache geht es (meiner Meinung nach) nicht wirklich in dem Text, mehr um Berührung, Störung und die Situation, in der sich beide befinden. Darum ist der Typ der nach Rauch riecht für mich auch der eigentlich Clou am Text. Denn die Zweiersituation wird an diesem Punkt überschritten, der Bruch zwischen beiden in dem Maße deutlich, in dem die Bahn/Bus-Situation klarer wird. Das lyrische Ich nimmt hier sozusagen eine Öffnung der Exklusivität zwischen x und y durch Einführung eines Dritten vor. Das Ende ist dann auch stringent, wenn es in den Kleidern der Fahrgäste nach Antworten sucht.

    noch einmal zur Situation: erst mit den Fahrgästen ist mir wirklich klar worum es geht. Die „lehnen und mustern aus den / siebziger jahren“ sind ein Hinweis, stehen aber in einem Widerspruch zu dem PVC vom Anfang. der macht so eine fette Vorgabe, dass die Knalligen Farben und Formen der Siebziger meine Erwartung verwirren und tendentiell zur Vermutung führen, das Bild sei inkosistent. Wie im vorigen Text gilt aber auch hier: Die Szene ist das eigentliche Zentrum dieses Textes.
    Mein Plädoyer darum: die Situation deutlich(er) machen, die Referenzen straffen und gezielt einsetzen, das Gedicht evtl. formal stärker strukturieren. Das gilt vor allem für die erste Hälfte des Textes, die zweite Hälfte/letztes Drittel finde ich gelungen.

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