2-1110
ich habe mich in laken eingehüllt. sie riechen
weich. auf dem hof die hunde im zwinger.
durch die laken dringen geräusche vom kind.
das kind will nicht essen. das kind ist eine katze
die verlangt, dass man sie streichelt.
ich habe begriffe wie legosteine:
tanne, die sich im grauen wetter wiegt,
die reihenfolge schuppen, zaun, feld
und dahinter der friedhof, wo meine familie liegt.
und ich habe ein beziehung dazu.
die grossmutter schilt in die stille.
das klopfen der kohle im keller klingt
hohl aus der heizung. unter den laken
kriecht wärme den körper entlang.
ich gebe dem kriechen im kopf nach.
katze und kind sind mir egal,
die temperatur des zimmers und meine
gleichen sich. ich versinke in ihm.
Ein weiteres Gedicht aus meiner Praxis „1+1“, die ich seit letztem September durchführe. Sie besteht darin, täglich ein Gedicht zu schreiben und eine Zeichnung zu machen, und zwar jeweils in einer kurzen, getimten Zeitspanne (30min für das Gedicht, 10min für die Zeichnung). In dieser Zeit soll ein in bestimmter Hinsicht „fertiges“ Gedicht entstehen, vielleicht kann man sagen mehr als eine Ansammlung von Sätzen, oder mehr als eine Skizze.
Die Gedichte entstehen also jeden Tag und es ist nicht Teil der Praxis, dass sie nachträglich bearbeitet werden (was nicht ausschliesst, dass sie in einem anderen Zusammenhang bearbeitet werden können).
Das Ziel der Praxis ist es vor Allem, mich selbst zu aktivieren, und insofern ist für mich was und wie gezeichnet/geschrieben wird, sekundär…
Der Titel bezeichnet jeweils das Datum, also in diesem Fall der 10. November 2015. (2 steht für das zweite Jahr der Praxis, 11 für den Monat und 10 für den Tag.)
Nach einer längeren Pause habe ich die Praxis jetzt wieder aufgenommen, gegenwärtig gerade in Krakau…
schöner text für den november, wie ich finde. liebe grüße nach krakau