das ist stehen lernen unter rosenbögen
und abrissbirnen hier verhält sich die landschaft
als getriebene das jahr spätverankert in grünen blatteinheiten
auf fahlen fensterbänken manchmal die inversion
einer kaltfront an die maigrenze kopiert
was war das zuletzt?
vierundzwanzigsieben haare im abfluss als chiffre für alltag
und existenzverwarnung in den zwischenzeilen der kassenbons
eines gewissen gewesenseins: einer vergangenen woche
an vertikalkanten von werbeblöcken für schnellentsafter
und allesschneider spielen wir stehen lernen mit händen und füßen
immigrieren wir dann in die letzte noch freie ökologische nische
auch das gefällt mir gut. in der ersten strophe ein kritisch-produktiver umgang mit dem lyrik-monat mai (O FRÜHLING!) und in der zweiten strophe die straighte konfrontation mit der existenzbasisverwaltung. was mir daran besonders gefällt, ist, dass die bezüge zwischen beidem locker gehalten werden, nicht etwa konkrete elemente aus der ersten strophe (mal abgesehen vom schluss) in der zweite konterkariert werden, sondern zwei alternative perspektiven einander gegenübergestellt werden, deren harte fügung viel raum für interpretation zulässt.
zwei kleine dinge nur. 1. im letzten vers würde ich das „wir“ weglassen, dann fließts besser und 2. ist im 4., 7. und 9. vers, glaube ich, jeweils ein leerzeichen zu viel