rückblick: ich berühre. ein ungestüm von einem zug,
die dunklen laternen (ach). zwei reihen kinder
aufgestellt zur schneeballschlacht. leipzig, halle
(sachte) schmerzen um den unterleib. hab übers jahr
zentimeter verloren. maßeinheiten (klein gehalten)
ein -nein, mehrmals haut in schiebetüren. die unterlippe,
drück aufs foto. halt die haltung nicht mehr aus.
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Kommentare
Liebe Rike,
ich finde den Text sehr atmosphärisch, nachdenklich und ziemlich anregend. Unglücklich finde ich den Anfang: „ein ungetüm von einem zug unter dunklen laternen“. Damit schaffst du zwar eine trübe Stimmung, allerdings passt diese ziemlich deskriptive, fast schon narrative Passage nach meinem Empfinden nicht richtig zum Resttext; ich vermisse darin die lyrische Qualität und finde die „dunklen laternen“ und das „ungetüm“ hingegen zu lyristisch. Prinzipiell verhalten sich die Kinderreihen sehr ähnlich (wieder deskriptiv), doch ist die Passage irgendwie lyrischer (vielleicht aufgrund des zynischen Untertons, der mir gut gefällt). Gleichermaßen unglücklich finde ich den Ausdruck in „fürs bessere ich die unterlippe eingerissen“. Ich verstehe das stilistisch als Ellipse (Weglassung nämlich des Hilfsverbs), doch stört das zum einen wegen der Wortfolge den Lesefluss und zum anderen liegt die letzte Nennung des Auxiliars zwei Verse zurück, ein Abstand, der mir persönlich etwas zu groß, also nicht mehr naheliegend ist. Das „(kläglich)“ empfinde ich als überflüssig; die folgenden Verse deuten schon genug an (Blick für das Foto, Lippe eingerissen, Schmerzen im Unterleib, davor auch Zentimeter verloren; das muss nicht noch separat benannt werden). Die letzte Strophe finde ich eindeutig am stärksten und am dichtesten. Die Bewegung im Text erfolgt von außen nach innen, was gut gelungen ist. Auch die Sprache, die agrammatischen bzw. unvollendeten Sätze, finde ich sehr passend. Kurze Anmerkung noch: Warum nur „übers jahr“? Ich hätte gedacht, dass der Prozess über Jahre erfolgt.
Hoffe, ich konnte irgendwie helfen :)
Chris
… und die Bahncard 50 wäre für mich keine wirklich zufriedenstellende Beantwortung, weil man ja auch schon vorher Bahn gefahren ist. Es wird zwar deutlich, dass man das ganze Jahr bis zum Winter zum halben Preis und offenbar viel Bahn gefahren ist, aber dieser „Abrieb“ am Sprecher wird doch schon vorher in der U-Bahn, beim Bus oder der Tram bzw. beim Warten auf dieselben erfolgt sein.
rückblick: ich berühre. ein ungestüm von einem zug,
die dunklen laternen (ach). zwei reihen kinder
aufgestellt zur schneeballschlacht. leipzig, halle
(sachte) schmerzen um den unterleib. ich habe
zentimeter abgenommen. was abgekommen ein-
nein, mehrmals haut in schiebetüren. fürs bessre ich
die unterlippe, blick fürs foto.
und dann machste da n neues ende noch
ja, war das einzig gute gedicht jetzt hier seit ner weile. hab lang gescrollt
lyrikpolizei?.. gut ist, wenn was geht, nicht, wenn nur das geht, was möglichst unter allen kriterien bestehen mag. das gedicht, das amortisiert sich nicht. und je mehr produktives angebot, umso besser. sonst könnte man überhaupt nicht mehr scrollen.