[das fröhliche bild eines unbefangenen malers]

die tremende wirre, in der wir uns ständig befinden
wird den kanälen nicht gerecht. meistens lastet sie
uns fahrten an, reisen zu markanten punkten, die
aus der nähe betrachtet, wieder zu flimmern beginnen.
die sache mit den spielschulden, die das unbehagen
verrechnet, nach dem prinzip: es warden so viele dinge
für scheiße befunden, dass ich investieren muss, um
aus ihr herauszufinden. in einen fossilen schlafplatz
eine ergreifende erkenntnis, einen grauen kater.
in das fröhliche bild, eines unbefangenen malers.

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5 Antworten zu [das fröhliche bild eines unbefangenen malers]

  1. Tristan Marquardt schreibt:

    Ton und Dringlichkeit des Textes find ich ganz toll, les ihn die letzten Tage immer wieder. Und dann störte mich aber die ganze Zeit etwas, und jetzt glaube ich zu wissen, dass es die vielenvielen Adjektive sind, vor allem die fünf am Schluss, die mir irgendwie zu viel Farbe sind für die Leinwand, auf der gemalt wird. Und die Kommata im vierten und letzten Vers sind überflüssig, oder?

    • Lea Schneider schreibt:

      Ich bin großer Fan der vielen Kommata in den letzten beiden Zeilen. Daraus entsteht ein Leserhythmus, den ich sehr mag. Ab der fünften Zeile geht der Text für mich ohne wenn und aber durch und ist einfach toll; in den vier Zeilen davor mag ich die Bilder und die Sprache sehr (tremend! ein wunderbares Wort), aber sie kommen mir noch ein wenig generisch vor. Will sagen, die Atmosphäre, die entsteht, ist toll, aber es wirkt sehr hermetisch. Was zum Beispiel sind die Kanäle, und warum wird ihnen die tremende Wirre nicht gerecht? Warum beginnen die markanten Punkte aus der Nähe betrachtet „wieder“ zu flimmern (denn vorher wurden sie ja nicht als flimmernd erwähnt)?

      Damit will ich nicht gegen Hermetik per se oder für totale Auflösbarkeit aller Bilder argumentieren. Ich glaube, es ist nur wichtig zu wissen, dass hermetisches Schreiben leicht exklusiv oder sogar arrogant wirken kann, wenn Leser*in nicht erkennt, wodurch es motiviert ist und warum es benötigt wird. Und da der Text ab der 5. Zeile dann ganz anders vorgeht, ist ebendiese Motivation für mich noch nicht ganz klar. Ich glaube, das könnte man schon mit ein paar ganz kleinen Änderungen hinkriegen: Das „wieder“ vielleicht streichen und den Zusammenhang zwischen Kanälen, Reisen, markanten Punkten und Spielschulden etwas klarer machen, das wären meine Vorschläge.

      • Tristan Marquardt schreibt:

        Dann sind wir uns ja zumindest darin einig, dass wir den Text mögen. Trotzdem würde ich auf meiner Kritik der Adjektive beharren: Fünf Mal Adjektiv + Substantiv nacheinander am Schluss, ohne dass da irgendwas Anderes dazukäme, find ich wirklich im negativen Sinne schwierig. Im Prinzip ist das ja nur eine Aufzählung. Inhaltlich ist es toll, dass der Text mit dem endet, worin investiert werden muss, aber das verliert für mich in dieser Form zu viel an Prägnanz: Dass das, worin investiert werden muss, sich in einer wundervollen Schieflage zwischen genauer Bennenung und relativer Beliebigkeit befindet, scheint mir der Gedanke am Schluss zu sein, dessen Ausdruck aber so überreizt wird, dass der Gedanke selbst nicht deutlich zu werden droht.

  2. Linus Westheuser schreibt:

    ich find den text megageil. ich freue mich an haltung und entschiedenheit und dem fluss, in den mich das bringt, adjektive hin oder her. mehr!!

  3. Paula Glamann schreibt:

    Danke euch für die Kommentare; sehr spannend, weil ich das Gefühl habe, dass sich zwischen Tristans und Leas Kommentar ein Konflikt ausdrückt. Der Effekt, der am Ende durch die Adjektive entsteht ist ein ziemlicher Bruch. Ich bin unentschlossen,ob ich das schlecht finde, weil Leas Beobachtung meinen Schreibprozess widerspiegelt.
    Das ist ein Intuitivtext, in dessen Verlauf ich abstrakt für mich eine Stimmung produziere, die dann sprachlich klarer für mich weiterläuft. Mag generisch sein, aber ich schreibe häufig erst einen Essay im Kopf und komme dann zum Gedicht.
    Vorerst hänge ich an den Adjektiven, weil sie auf die Struktur von Malereititeln anspielen „die sitzende Tante“, „der erbleichte Zar“ etc.
    Eines noch: Es ist eine unglaubliche Motivation so durchdachte Rückmeldungen zu bekommen, weil es mir möglich macht, den Text rationaler zu betrachten und er sonst als Produkt einer Schreibsituation vor sich hin existiert. Danke!

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