herz. jucken. schwarz.

wäsche weht mit den radiowellen ins tal, knackt in der
sonne. fliegen tauben unentwegt, fliegen unentwegt
auf. weit außerhalb beginnt ein jucken, unerreichbar.
züngeln am zünder, das goldene herz, es puckert. töne
lauern im ohr, was leitet sie. eine übereinkunft, die,
wenn man sie bricht, steht man sich quer gegenüber.

die schulden aller menschen, die horizonte haben
sich überworfen. falsche anordnung der straßen,
woran erkenne ich eine situation. die büffelherde
fenster, die schwarze, sucht schutz vor dem klirrenden
tag. dämme fluten das wasser, häuser befallen das
land, die bevölkerung hat einen unterton.

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Textkette Nr. 2 – Restart

2.1

zu anfang geht es nicht um nützlichkeit. es geht um eine möglichkeit, und darum, ob ich sie äußern kann. ob ich sagen kann: wenn wir in einem verhältnis stehen, dann will ich, dass es das permanente proben des ernstfalls ist. wenn es an dieser stelle vögel gibt, will ich sie ohne symbolische funktion, aber mit anspruch auf ewigkeit. und sollten wir fossilien am anfang ihres herstellungsprozesses sein, will ich, dass die paläontologie niemals in der lage sein wird eindeutig zu bestimmen, welches von ihnen sich im stein an das andere schmiegt.

all das ist keine abbildung, es ist ein modell. es sagt: wovon du ohne verlust sprechen kannst, entscheidest du nicht allein. wenn mir das angst macht, ich mich rausreden will: die mäßig erfolgreiche strategie, unterwerfung durch ihre minutiöse beschreibung rückgängig zu machen. hilflosigkeit, getarnt als geschichte mit zu vielen details. was ich sage, wenn ich meine. wenn ich meine, sagen zu müssen: auch sie ist so nicht überliefert, aber möglich.

möglich ist auch, was nicht wahrscheinlich ist. möglich ist es, jemanden zu lieben, wie zucker in der revolutionszeit, wie eine schraube die maschine liebt: mit dieser freude des besitzens, die in jeder maßeinheit steckt, von der länge einer wirbelsäule, durch schönheit legitim. und weil es nicht ausreicht, wenn dinge schön sind, braucht man auch zeugen dafür; man braucht einen raum, in dem verluste verhandelbar sind – einen raum, in dem ich dasselbe sagen kann, aber aus einer anderen position.

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in den felsenbäumen

der teer im regen klumpt weiter
wird fallen über alle
augen schweiß die knie

rauschen durch den flieder
hornissen, von sonne gebleicht
zählt eine stadt pfennige, welche

sprache du wählst, einen ton
zu begriffen, die beschreibung
eines stuhls: als brücke über uns

wie ein sternenkreuzer, der silberne
bach stört nur, dahinter trennt
den wald eine spritze

metallschrott, hier verkauft´s sich leichter;
ein angebot, uns selbst zu kommentieren,
tupfen noch schnell den körper

überm geländer ab und das glas
in der hand, voll schnaps,
zapfen wir die leitungen an.

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im aufwachraum

konntest du die finger schon immer
so durch die haare wer brachte dir das bei

zwei sandkörner für das tote meer
wir waren senkblei trieben auf dem abend

die körper im lametta der feiertage
an deren ende kein visafreier hafen wartet

zählten wir rückwärts unsere finger
derweil rippengebirge durch weiße laken

sprangen sorglos von seinem rand
man wird uns an unseren teilen erkennen

Veröffentlicht unter Max Czollek, TEXTE | Kommentar hinterlassen

lang lagst du, bleibst liegen
hat jemand die ewigkeit eingezäunt

Veröffentlicht unter Tristan Marquardt | 1 Kommentar

automat, der

automat, der: die abbildung von natur mit anderen mitteln. künstliche vögel, antike androiden. techniken, die viele male neu erfunden wurden; ihre geschichte ist die eines wiederholten verlusts. ein monument für zerbrechlichkeit, das wir deshalb schlecht aushalten, weil es uns selbst betrifft. um 1250 liest thomas von aquin aristoteles und zerstört daraufhin eine sprechende statue, trotzdem wird wenig später das uhrwerk erfunden. es folgen: musikmaschinen, salutiermaschinen, eine automatische ente, die fressen, watscheln und scheißen kann (ein feature, für das ihr erfinder den gummischlauch erfindet, sowie eine maschine, die gummischläuche herstellt). rückkopplung von richtungen: zu anfang geht es nicht um nützlichlichkeit. es geht um eine möglichkeit, und um ihr gegenteil: um eine bewegung, die weder belebt noch zufällig ist.

→ seele, die
→ schachtürke, der

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1207

das leben ist ein einzelgrab
mit desolater zeichensetzung

der himmel ist der hintergrund
auf einem foto

flieht man an die öffentlichkeit
flieht man ins private

indes: gedunsen
ist nicht gleich gefesselt

was wir können: sitzen
bis die blase platzt

wir sind für möglichst viel
mit kinderstimmen unterlegtes

ein zuhause braucht
ein neonlicht

niemand fragt mehr
wo der schnee liegt

verschwunden ist
der weinerliche kommissär

und die menschheit darf
vor ihre hütten treten

tief im mund
herrscht feiern vor

Veröffentlicht unter TEXTE | 1 Kommentar

2-1110

2-1110

ich habe mich in laken eingehüllt. sie riechen
weich. auf dem hof die hunde im zwinger.
durch die laken dringen geräusche vom kind.
das kind will nicht essen. das kind ist eine katze
die verlangt, dass man sie streichelt.

ich habe begriffe wie legosteine:
tanne, die sich im grauen wetter wiegt,
die reihenfolge schuppen, zaun, feld
und dahinter der friedhof, wo meine familie liegt.
und ich habe ein beziehung dazu.

die grossmutter schilt in die stille.
das klopfen der kohle im keller klingt
hohl aus der heizung. unter den laken
kriecht wärme den körper entlang.

ich gebe dem kriechen im kopf nach.
katze und kind sind mir egal,
die temperatur des zimmers und meine
gleichen sich. ich versinke in ihm.

Veröffentlicht unter Tabea Xenia Magyar | Verschlagwortet mit | 2 Kommentare

Textkette 1 – Biesenbrow

Und noch ein Teil einer Textkette, die unter Anderem während der zwei gemeinsamen Schreiburlaube von G13 in Biesenbrow in der Uckermark 2015 entstanden sind. Die Zahlen vor den Texten diente nur der Zuordnung und steht in keinem Bezug zu den anderen Reihen. Jeder Text reagiert auf den unmittelbar vorhergehenden. An dieser Kette mitgeschrieben haben bis jetzt Rike, Lea,  Max, Kowka, Tabea und Rebecca.

1.1

versuchen sie es mal mit einer auf festem fließ gewachsenen seestaude
ihrem rumpf, der angluckst, berühren sie ihre zehen. diesen boden
wie schnee. huch. so schlüpfrig. und doch so schön. anemonen knüpfen
ihnen den schuh, beruhigen sie mit umgebung. gebieterisch grün.
sie beginnen zu trödeln. als hätten sie gewusst, wie hier unten die scham,
naja, die erwartung verläuft vor den augen, ein guckloch, unerreichtes
wie stuck. sie hatten ziele. deshalb sind sie ja hier. und immerhin
blinzelt der schnieke stiefel nun an ihren füßen, macht das nass sie
auch stark. merklich fluide vom dumpfen rumpeln schwirren sie mit uns.
merklich geschickt. für stunden kein mucks, nur gurgelndes trinken.
trinken, ja, sie verschlucken sogar einen fisch. in gänze, bis zu den gräten,
sie nehmen sein wesen, seinen glanz für sich an. den silbernen fang. zeigen
kein zeichen von reue. wie wehmütig ducken sich da seine schwestern
vor ihrem mund. diesem dunklen flunkern, diesem schlund. sie lenken ein.
erschwimmen das nächste, faustrunde wunder. vor ihrer nase, gleich da.
sie schwupsen es an, alraunen die brauen, mit ihrem wispern treten sie luft.

1.2

warte bis zum mai, dir einen unterstand zu bauen
dann kommen die mücken, bilden einen raum
unscharf an den rändern, schrauben dir ein bett zusammen
aus gebieterisch grün, solltest du durst bekommen
vom zuschauen, such die fischzucht unweit der volumen
ein becher wasser fülle in den magensack
von quadrat zu kubik, erhöhe die leitfähigkeit
werde hohlwelt, lebensraum für anemonen und schleie
warte bis zum mai, bis die ameisen, abgeblühte feldforscher
dich mit ihren nachtsichtgeräten umstellen
streifen auf den körper laufen, schnittkanten maskieren
für den eingriff der ohrenkneifer und hirschkäfer
ja, insekten sind distributive gemeinschaften
und als solche brauchen sie regelmäßig einen skandal
die selbstwahrnehmung zu stabilisieren
warte bis zum mai, wenn die vegetation ihrem dasein
als requisite mit bestimmbarem umriss entkaumt
silbern wird wie erreichbarer stuck
sorge dich nicht, wenn du im rachen ein kitzeln fühlst
es ist die anemone, vorbotin deiner kollaboration

1.3

im base camp: fusslige logik, ein schwarm in auflösung begriffenes licht. dessen schnittkanten sorgfältig vorgezeichnet, aus mangel an schere jedoch obsolet. prise stabilität, die bewegung nicht ausschließt, die sie möglich macht. wie fünf sekunden streicheln, eine geste, wenn man sie braucht. wenn wir ehrlich sind, war niemand wegen der berge hier. sie stopften die gegend wie drohgebärden, die hässlichste form von unmäßigkeit. gequetschte verhältnisse, denen nur ausredehalber aufmerksamkeit galt: weil es dinge gibt, die man nur dazu kriegen, aber nie alleine haben kann – wie schuhkartions oder käsepapier – brauchen wir berge. als vorwand für eigentlichkeit, der wir requisit stehen können. performing together with the light: then we are able to be objects. ein unterschied, wie von quadrat zu kubik. nur andersrum.

1.4

auf dem weg zu einer hochzeit von freunden die richtige abfahrt hinter sich lassen und weiterfahren. im tiefer liegenden sportwagen sitzen mit dieser farbe von licht zwischen zwölf und zwei. sich durch die leuchtend über die ebene ausgekippte milch bewegend tendenz zur wasserwaage. die augen auf der leerzeile der straße würde ich dich fragen woher wir eigentlich wissen, dass steine nicht heimlich ihre plätze wechseln des nachts würde ich dich fragen, auf welche weise eine zufällige geste ihr adjektiv verliert. liegt dazwischen eine sorgfältig gezogene schnittkante oder die hektischen minuten der notaufnahme? you cannot understand them without knowing their subscriptions. ärzte wären sicherlich besorgt vom flachen herzschlag der horizontlinie, den uns umgebenden verlust von flüssigkeit. und doch bleiben wir unversehrt, solange es dinge gibt wie refills, freunde, ihr uneingeschränktes vertrauen, dass wir zu ihnen zurückkehren werden.

(für m.)

1.5

roadmovie. roadkill. refill.
horizon. heartbeats. hence.
friends. from. fortnight.
manifestation. migraine. manual. (man)
sore. soaring. subscription.
appeal. abortion. awesome.
liquid. lover. light.

over. out. on.

1.6

schrot auf urvieh schrotgestillt
den leerlauf nachzuladen riemenknüll
die hochreizung durch harzer bieter
häns und fränz sind fromm bis hin
zum fortneid (lego oder playmobil)
man lässt eichen und maigrün mähen
soor auf dem rachenring ist wie mit einem
saab in der krypta stehen, bitteschön:
ein pilz an bord im ölsumpf
bei lankwitz sind lawa und leid vereint

ich hoffe morgen springt das auto an

1.7

verschrottete stille ich habe
versäumt ein manifest
zwischen den ohren aufzuziehen

eine art vorgeschichte
ein ganzes leben währenddessen
legte ich kanalsysteme
unter deinem sprechen an

und erst gestern kürzte ich
mein haar wie jedes klischee
neuanfänge einleitet

ein handlicher tornado
stanzt muster vor meine füße
und der äquator ruht
sich aus von der distanz

bist du noch immer
erklären mir bildschirme
ein zweifelhaftes phänomen

ich interessiere mich für mehr dinge
als es dinge gibt
die sich für mich interessieren

Veröffentlicht unter Alexander Makowka, Friederike Scheffler, Lea Schneider, Max Czollek, Rebecca, Tabea Xenia Magyar, TEXTE | Verschlagwortet mit , , , , , | Kommentar hinterlassen

Textkette 3 – Biesenbrow

Und noch ein Teil einer Textkette, die während der zwei gemeinsamen Schreiburlaube von G13 in Biesenbrow in der Uckermark 2015 entstanden sind. Die Zahlen vor den Texten dienten nur der Zuordnung und stehen in keinem Bezug zu den anderen Reihen. Jeder Text reagiert auf den unmittelbar vorhergehenden. An dieser Kette mitgeschrieben haben bis jetzt Lea, Tabea, Paula, Kowka und Max.

3.1

[…]

3.2

weithin sichtbar: körper, die üblichen probleme und schlaf, an dünne fäden gehängt. eine einladung zum aufgeben, von der man wissen muss, wie man sie nicht annimmt. die schwierigkeit variiert, verhält sich aber niemals linear. spätestens bei level 35 hat der endgegner urlaub, was das ganze noch komplizierter macht. schreck in grenzen, diese aber weit gefasst. mit bäumen am rand (also: ziemlich weit weg). transportable bäume allerdings, eine landschaft bei fuß. als körper, der ihr widerspricht. als kleinteiliger, kombinierter schlaf in der postproduktionsphase, da, wo die erzählung langsam das gefühl hat, sich verteidigen zu müssen. wo sicherheit lauert, abgemäht und eingelagert, nährboden sämtlicher strategien für den moment, in dem dein albtraum aufwacht und feststellt, du bist immer noch da.

3.3

wo sicherheit lauert
abgenäht und eingelagert
pflege ich einen nährboden
für schweigen.
ich habe die bäume in der hand
habe sie an den rand transportiert.
exponiert wollte ich deinen körper
wollte ich deinen körper in dieser fläche
wollte ich deinen körper sehen.
weit gefasst das terrain.
die kahlen äste
die aus dem sumpfgras ragen.
die hüttchen am rand
die das anvisieren erleichtern.
mich quält der kleinteilige albtraum des tages.
eine horizontale, humane dramaturgie
die zum aufgeben einlädt.
wie alle tiere sollte auch dich das gefühl treffen
jemanden oder etwas verteidigen zu müssen.

3.4

was sie gewollt hätten sollen
futterrationen, ein schnupfen
vor stille am offenen ausgang
auf laute laute zu setzen
weil sie sich schwer taten
den tieren einen anlass zu geben
bewohnten sie möbel aud metall
die halten über tage, haften
als sie sich lieblich gaben
wuchs im keller ein potenzial
auf vertikales knattern der drehbank
am rande der beteiligung
blieb ein hörbarer ort

3.5

futterrationen stille
im knattern der beteiligung
hörbarer keller

sie bewohnten ein möbel
gewollt als ausgang
setzen den ort

auf laute aus metall
schnupfen sich was
hätten sie einen anlass

halten sie am rande
auf tieren wuchs
der tage lieblich potenzial

weil schwer taten sie sich
zu über geben
die vor laute drehbank

blieb ein zu vertikales
haften am offenen sollen

(wortanagramm von 3.4)

Veröffentlicht unter Alexander Makowka, Lea Schneider, Max Czollek, Paula Glamann, Tabea Xenia Magyar, TEXTE | Verschlagwortet mit , , , , | Kommentar hinterlassen